Zum Tod von Henri Dutilleux: Klangmaler
Der französische Komponist Henri Dutilleux ist in Paris gestorben. Ein Nachruf.
Es gibt nicht viele zeitgenössische Komponisten, deren Werke regelmäßig in den Konzertprogrammen auftauchen, die mithin den Rang eines modernen Klassikers beanspruchen können, auch wenn sie es selbst wohl aufs Heftigste abgestritten hätten: György Ligeti, Olivier Messiaen, Hans Werner Henze, Witold Lutoslawski. Eine Reihe, in die auch Henri Dutilleux gehört. Dem Franzosen, 1916 in Angers geboren, ist der eigentümliche Spagat zwischen der Rolle des Avantgardisten und der des Klassizisten gelungen. Seine Musik ist hörbar im besten Sinne, sie spricht unmittelbar zum Herzen, ohne sich in irgendeiner Weise einem kommerziellen Massengeschmack anzudienen. Wer sie hört, der begreift sofort die Bedeutung der Klangfarben für Dutilleux – da hat er von Chopin und Ravel gelernt und von seinem großen Vorbild Claude Debussy. Zum Beispiel in seinem Violinkonzert „L’arbre des songes“: ein unaufhörliches Werden und Vergehen des Klangs, Musik als flimmernde, scheinbar endlose Vervielfältigung des Augenblicks, als stillgestellte Zeit.
Henri Dutilleux studierte von 1933 bis 1938 am Pariser Konservatorium, später arbeitete er als Leiter der Musikproduktionen beim Französischen Rundfunk, bevor er sich ab 1963 ganz dem Komponieren widmete. Zu seinen Hauptwerken zählen die erste (1951) und zweite Symphonie (1959) sowie das 1976 entstandene Streichquartett „Ainsi la nuit“. Hier wie anderswo errichtet er aus motivischen Keimzellen ganze Erinnerungsgebäude, beeinflusst von der literarischen Technik Marcel Prousts, wie er selbst sagte. Das Artemis Quartett hat dieses Stück vergangenes Jahr im Kammermusiksaal interpretiert, erst vor einem Monat spielte Leonidas Kavakos das Violinkonzert mit den Berliner Philharmonikern. Am gestrigen Mittwoch ist Henri Dutilleux im hohen Alter von 97 Jahren in Paris gestorben. Udo Badelt
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