Streamingdienste und Filmpiraterie: Kinox.to und das Geschäft mit der Ungeduld
Legal, illegal, digital: Mit der Razzia gegen kinox.to soll erneut Raubkopierern das Handwerk gelegt werden. Noch besser wären legale Online-Videotheken: Websites für Serien, Blockbuster, Arthouse-Filme. In Deutschland geht es einfach zu langsam.
DVDs, Mediatheken, Download- und Streamingdienste: Der Film ist mobil geworden, wird nicht mehr als Indoor-Ereignis erlebt, sondern als Unterwegs-Aktivität, ohne festen Termin. Filme laufen weiter in Lichtspieltheatern und auf Bildschirmen, aber auch auf Laptops, Tablets, Smartphones. Gut für die Branche: Der Bedarf an Bewegtbildern steigt mit der Zahl der Medien, auf denen sie angeschaut werden können. Der Blockbuster-Fan, das Arthouse-Publikum, die Serienjunkies, sie alle wollen Augenfutter, schnellen, frischen, überall und jederzeit verfügbaren Stoff. Schlecht für die Branche: Dummerweise beflügelt es auch die Raubkopierer.
Gerade haben Ermittler der Generalstaatsanwaltschaft Dresden eine Razzia in mehreren Bundesländern durchgeführt, um die Betreiber des illegalen Onlineportals kinox.to aufzuspüren. Laut „Spiegel online“ gab es zwei Festnahmen in Neuss und Düsseldorf. "Jede Menge Daten“ wurden sichergestellt, nach zwei weiteren Internetpiraten, Brüdern aus Lübeck, wird europaweit gefahndet. Es geht um Urheberrechtsverletzungen, um Steuerhinterziehung in Höhe von mindestens 1,3 Millionen Euro und um Straftaten wie Brandstiftung im Zuge gewaltsamer Versuche, die Konkurrenz unter den illegalen Internet-Download-Anbietern zu vertreiben.
Wer von Fans lebt, muss ihre Bedürfnisse zur Kenntnis nehmen
Erst kino.to, jetzt kinox.to: 2011 war das Vorgänger-Portal vom Netz genommen und das Betreiberteam verhaftet worden. 200 000 Besucher soll die deutschsprachige Website täglich angelockt haben, die gleichen Zahlen kursieren für kinox.to. Die Beschuldigten damals, die Verdächtigen heute, man kennt sich, sagen die Ermittler.
Piraterie ist und bleibt eine Straftat, sie beschert der Filmindustrie Millionenverluste. Dennoch hat die Empörung der Branche in Deutschland etwas Bigottes. Während die Musikindustrie sich in der digitalen Revolution wohl oder übel neu orientiert hat, zieht sich die Sache beim Film. Es geht einfach zu langsam. Zugegeben, die Sache ist komplizierter als bei der Musik, wegen der ungleich höheren Datenmengen, der hohen Produktionskosten und der Vielzahl urheberberechtigter Cast- und Crew-Mitglieder. Aber die Herausforderung ist die gleiche: Wer von Fans lebt, schadet sich selbst, wenn er die Ungeduld des Publikums ignoriert. Der Kunde ist König: Die neue Serienstaffel will sofort gesehen werden, sobald sie in den USA ausgestrahlt wird, der Action-Kinofilm bitte genauso.
Die Filmbranche sollte mit Hochdruck an der Lösung technischer und rechtlicher Probleme arbeiten
Am heutigen Montag wird das Dokfilm-Fest Leipzig mit „Citizenfour“ eröffnet, Laura Poitras’ Film über Edward Snowdens NSA-Enthüllungen, der am 7. November auch in die deutschen Kinos kommt. Warum ist es – anders als in den USA – in Deutschland nicht möglich, sich aus diesem Anlass im Internet ganz legal die beiden ersten Dokumentationen der Regisseurin über die Folgen des Antik-Terror-Kriegs anzusehen? Netflix, Maxdome, Watchever, iTunes: Fehlanzeige. Andere legale Seiten weisen bedauernd auf das Fehlen einer Lizenz für Deutschland hin. Nach wie vor bleibt nur der Gang in eine gut sortierte Videothek – wo die DVDs gerade ausgeliehen sind. Ein eigentlich absurdes analoges Problem in digitalen Zeiten.
Das Internet, diese Weltpräsenzbibliothek, verspricht die Allverfügbarkeit von Texten, Tönen, Bildern. Die Film- und TV-Branche muss beides tun: die Videopiraten bekämpfen und gleichzeitig mit Hochdruck an Online-Videotheken arbeiten, auf die Lösung der technischen, rechtlichen, finanziellen Fragen dringen. Sonst gibt es nach kino.t und kinox.to demnächst bestimmt kinoxx.to.
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