Kassenschlager „Willkommen bei den Sch’tis“: Slusch mit luschtig
Das Nuscheln der anderen: Frankreichs Hit „Willkommen bei den Sch’tis“
Humor lässt sich bekanntlich nur schwer exportieren, wegen seines Nationalcharakters. Boshafte britische Sottisen oder derb Italienisches mögen wir genauso wenig wie unsere europäischen Nachbarn umgekehrt Loriot oder Otto. Guter Humor geht immer auf eigene Kosten. Wer lacht, lacht über sich selbst und die eigene Unzulänglichkeit, selbst wenn er glaubt, dass er sich über andere mokiert – ob über Ostfriesen oder Blondinen.
Besonders vertrackt wird es, wenn eine Komödie eben das zum Thema hat: die Blödheit der anderen. Vorurteile genüsslich ins Bild setzen und gnadenlos übertreiben: Nach diesem Muster funktioniert „Willkommen bei den Sch’tis“, mit 20 Millionen Zuschauern in Frankreich die erfolgreichste Komödie aller Zeiten. Der Postbeamte Philippe (Comedian Kad Merad) versucht seiner quengelnden Frau zuliebe, sich aus der Provence an die noch sonnigere Riviera versetzen zu lassen, stellt sich dabei aber so dämlich an, dass es ihn stattdessen in den Norden verschlägt, in die Nähe der belgischen Grenze. Eine finstere Gegend ist das Nord-Pas-de-Calais, kalt und verregnet, der Käse stinkt bestialisch und die Leute reden, als hätten sie gebrochene Kiefer – Sch’ti ist eine Variante des Picardischen, eines vom Flämischen beeinflussten Dialekts.
Regisseur Danny Boon stammt selbst aus dem Norden, er spielt den trinkfreudigen Sch’ti-Postler Antoine. Boon reizt alte innerfranzösische Ressentiments ebenso aus wie die aktuelle Jobangst in Zeiten der verordneten Mobilität. Ein Erfolgsrezept: 20 Millionen Franzosen sahen den Film seit dem Start im Februar, Sarkozy und Carla Bruni luden das Team in den Élysée-Palast, die Touristen stürmen die Gegend, Will Smith plant ein US-Remake.
Wenn das mal gut geht. Der WitzTransfer lässt sich zwar leicht bewerkstelligen – für die deutsche Variante müsste man bloß einen Bayern zu den Fischköppen nach Friesland schicken. Aber in der Synchronfassung geht der Dialektsprachwitz bald flöten, wenn alle S- und Z-Laute mit vernuschelten Schs vertauscht werden, es also „Busch“ statt „Bus“ heißt oder „schisser“ statt „sicher“.
Spaßbremsend wirkt außerdem, dass alle Nordlichter sich als wahnsinnig nett erweisen, der linkische Muttersohn Antoine genauso wie die adrette Annabelle von der Post (Anne Marivin), ja sogar Antoines zunächst unausstehliche Maman (Line Renaud). Philippes neue Freunde sind sogar so nett, dass sie bereitwillig Ekelpakete spielen, damit die anreisende Gattin ihn weiter zärtlich bemitleiden kann. So taugt „Willkommen bei den Sch’tis“ als Exportgut weniger für Lachsalven als zur Charme-Offensive. Es kann ja nicht schaden, in diesen Tagen daran zu erinnern, dass Karriere weniger glücklich macht als Spaß mit Freunden – selbst wenn sie nuscheln. Christiane Peitz
In 12 Berliner Kinos. OmU im Cinema Paris, Hackesche Höfe, Odeon
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