Trickfilm: "Lissi und der wilde Kaiser"
Bully Herbig riss mit seinen Slapstick-Erfolgen den Deutschen Film aus der Krise. Am Ende seiner Blödel-Trilogie wagt er sich noch einmal auf unbekanntes Terrain.
Ja, die Fernsehkindheit. Nie war sie wertvoller als in den späten Siebzigern, jedenfalls für Michael "Bully“ Herbig. Von Karl May über die "Enterprise“ bis zu "Sissi“ hat er sie in der "Bullyparade“ parodistisch reanimiert und obendrein in abendfüllenden Spielfilmen verewigt. Mit den superlativischen Kassenerfolgen von "Der Schuh des Manitu“ und "(T)raumschiff Surprise“ (zusammen mehr als 22 Millionen Zuschauer) riss er auch noch den deutschen Film aus der Krise. Nun folgt, mit "Lissi und der wilde Kaiser“, der Abschluss seiner Blödel-Trilogie.
Gute Idee: Die "Sissi“-Filme mit Romy Schneider und Karlheinz Böhm genießen längst Kultstatus, das Ränkespiel am österreichischen Hof eignet sich bestens zur Persiflage. Hatte sich Herbig im Fernsehen noch persönlich als Sissi-Reinkarnation ins kaiserliche Rüschenkleid gezwängt, begnügt er sich in der Kinoversion jedoch mit Trickfiguren. Auch wenn "Lissi“ die Gesichtszüge ihres Regisseurs trägt: Ein "Bully“-Film ohne leibhaftigen Herbig ist für die Fans sicher eine Enttäuschung; mit dem Transfer in die Computeranimation geht außerdem der "Bully“-typische schrullige Charme des Unvollkommenen verloren.
Eher wie Daumenkino
Der Vorteil der Animation: Der Filmemacher kann alles tun, was ihm in den Sinn kommt. Gegenüber den Versuchungen im Land der unendlichen Pixelmöglichkeiten haben die Grenzen des realfilmisch Machbaren dennoch etwas für sich. Der Yeti etwa, der die Kaiserin entführt, kopiert eher uninspiriert seinen US-Vetter Shrek. Obwohl sich das kaiserliche Paar beim täglichen Regieren ganz köstlich amüsiert (Mozartkugel-Golf!), genießt die schöne Lissi die abenteuerlichen Erfahrungen an der Seite des Schneemanns aus dem Himalaja, was wiederum den guten Franzl in Rage bringt und zum Showdown im Schloss des depressiven Königs von Bayern führt: ein eher abgegriffener Entführer-Plot, der die Gag-Parade zusammenhalten soll.
Auch der grafischen Gestaltung der Hauptfiguren, die vor der konsequenten Karikatur zurückschreckt, mangelt es an Originalität. Mag sein, dass Herbigs Trickfilmtechnik deutschen Standards genügt, und natürlich ist der Vergleich mit amerikanischen 100-Millionen-Dollar-Produktionen ungerecht. Aber neben "Ratatouille“ sieht das Ganze dann doch eher wie Daumenkino aus. Als Hörspiel immerhin funktioniert "Lissi“: Vor allem dank Rick Kavanians kongenialer Josef-Meinrad-Performance herrscht auf der Tonspur angenehme Ausgelassenheit. Hier schimmert durch, was den Bildern fehlt: die persönliche Präsenz der Comedy-Akteure.
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