Kino: "Die Frau des Zeitreisenden": Ich bin dann mal ein paar Jahre weg
Es beginnt als romantische Mystery-Komödie und kippt in ein langweiliges Liebesdrama: Das Problem des Paares im Film „Die Frau des Zeitreisenden“ ist, dass der Mann immer wieder in eine andere Zeit verschwindet.
Ein wenig Abstand dann und wann, da ist sich die Ratgeberliteratur einig, hat noch keiner Liebe geschadet. Aber was tun, wenn der eigene Ehemann immer wieder von einer Sekunde auf die andere verschwindet? Nicht kurz auf Dienstreise, zum Kegeln oder Zigarettenholen, sondern – piff paff – in eine andere Zeitebene wechselt und nur noch die zusammengesunkenen Kleidungsstücke auf dem Küchenfußboden seine flüchtige Existenz bekunden?
Man macht sich als Normalliebender keine Vorstellung davon, wie schwer Zeitreisen eine Beziehung belasten können. Der deutsche Regisseur Robert Schwentke, der mit dem Jodie-FosterVehikel „Flightplan“ vor vier Jahren in Hollywood Fuß fassen konnte, beschäftigt sich in seiner zweiten US-Produktion „Die Frau des Zeitreisenden“ nach dem gleichnamigen Roman von Audrey Niffenegger ausführlich mit den Liebesproblemen jenseits des Zeit-Raum-Kontinuums. Henry (Eric Bana) leidet an einem genetischen Defekt, der ihn zu spontanen unkontrollierten Zeitreisen verdammt.
Das Hin- und Hersurfen geht nur nackt
So steht Henry gleich zu Beginn des Films als Mittdreißiger im wortwörtlichen Sinne neben sich und tröstet sein sechsjähriges Alter Ego, dessen Mutter soeben bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist. Auch wenn er durch das beständige Hin- und Hersurfen in der eigenen Biografie nicht zu sich selbst finden kann, so findet er doch Clare (Rachel McAdams). Bei der ersten Begegnung ist sie gerade einmal sechs Jahre alt, als sie dem nackten Mann im Busch die Picknickdecke reicht. Pikanterweise muss der Zeitreisende nämlich auf dem Weg in die Zukunft oder die Vergangenheit seine Bekleidung in der jeweiligen Gegenwart zurücklassen, was immerhin einige scheue Blicke auf den schmucken Körperbau Eric Banas zulässt.
Wenige Filmminuten später ist die gute Clare bereits Mitte Zwanzig, als sie den Bibliotheksangestellten Henry trifft und sich als Frau seines Lebens vorstellt. Der zeigt sich zunächst irritiert, weil er im Moment noch nicht alt genug ist, um die Zukunft kennen zu können, die er vor ein paar Jahren als ältere Version seiner selbst der jungen Clare vorausgesagt hat.
Die 137 Minuten sind gefühlte drei Stunden lang
Wer jetzt schon beim Lesen dieser Zeilen einen Knoten ins Hirn bekommt, dem sei verziehen. Die Materie ist und bleibt auch während der 137 Filmminuten, die sich locker auf eine gefühlte Länge von drei Stunden aufrunden lassen, eher verwirrend als komplex. Schon bald kippt das, was als romantische Mystery-Komödie beginnt, in ein rührseliges Liebesdrama. Denn irgendwann fällt Clare auf, dass ihr Ehemann in keiner Reinkarnationsform älter als 43 Jahre war und Henry mit Sorgenfalten auf der Stirn allen Debatten um Kinderwunsch und Zukunftsplanung ausweicht. Wohl dem, der vor dem Kinobesuch noch eine Packung Taschentücher eingesteckt hat.
Dennoch: Ein sentimentaler Genuss ohne Reue will sich in „Die Frau des Zeitreisenden“ nicht einstellen. Das ermüdende Zeitschleifengehopse und die semiphilosophischen Exkurse über die Vergänglich- und Vergeblichkeit der menschlichen Existenz katapultieren den Film immer wieder aus der melodramatischen Umlaufbahn hinein ins Reich der unfreiwilligen Komik.
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