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Katzenfrau. Scarlett Johansson als Black Widow in „Iron Man 2“.
© Concorde

Comicverfilmung: Die Harten und die Smarten

Damit hatte keiner gerechnet: Vor zwei Jahren wurde "Iron Man" zum Überraschungserfolg des Jahres. Jetzt kommt die Fortsetzung ins Kino. Ein Spektakel, das eine neue Tür in ein ganzes Comicuniversum aufstieß.

Jenseits von Super-, Bat- und Spider-Man gab es endlich wieder etwas zu entdecken: „Iron Man“ ist ein Comic aus der Nische, mit einem Helden, der keine besonderen Kräfte hat, nur ein besonders kräftiges Ego, und der deshalb kein Geheimnis macht aus seiner wahren Identität. Tony Stark ist Iron Man, ein Superunternehmer als Held und Hasardeur, Steve Jobs aufs Koks sozusagen. Mit einer eleganten Mischung aus Abenteuer, Humor und Millionärsglanz traf Regisseur Jon Favreau den richtigen Ton. Er trifft ihn auch in der Fortsetzung.

Vor jubelndem Publikum eröffnet Tony Stark seine „Stark Expo“, eine Art Weltausstellung seines Konzerns „Stark Industries“. Anderntags wird er vor den Senat geladen: Das Militär will seine Flugrüstung enteignen und in eine Waffe verwandeln, Starks Konkurrent, der Waffenmagnat Justin Hammer (Sam Rockwell), ist sehr dafür. „Vergesst es“, kontert Stark. „Es gehört mir. Ich habe erfolgreich den Weltfrieden privatisiert.“

Das sind Themen! Weltfriedens-Mission, geistiges Eigentum, Politik gegen Wirtschaft – und in der Mitte ein Held, dem ganz egal ist, ob man ihn mag oder nicht. Da ist sie wieder, diese hübsche Mischung aus vagen politischen Anspielungen, selbstgefälligem Charme und unverhohlenem Spaß an Männerspielzeugen, die schon den ersten „Iron Man“-Film zu einem unverhofften Vergnügen machte. Es stimmt einfach alles in den vierzig Anfangsminuten, einschließlich Starks erster Begegnung mit Whiplash (Mickey Rourke). Whiplash, ein russischer Knochenbrecher mit Goldzähnen und Ganzkörper-Tattoo, bewaffnet mit einer Laserpeitsche, stellt sich Tony Stark entgegen, und zwar auf offener Rennstrecke beim Grand Prix von Monaco: Ein herrliches Stück Action-Kino, konzentriert, effektiv und amüsant, wenn Starks Butler (Jon Favreau) und seine Assistentin Pepper Potts (Gwyneth Paltrow) in einer schwarzen Limousine die Absperrung durchbrechen und Tony zu Hilfe eilen – in falscher Fahrtrichtung.

Es fehlt „Iron Man 2“ an dramatischer Wucht

Bis dahin wie gehabt: Jon Favreau verwandelt den Nischen-Comic in perfektes Blockbuster-Kino. Danach wird's leider uneben. „Iron Man 2“ ist überladen mit Nebenfiguren und Handlungssträngen. Das liegt nicht nur daran, dass man versucht war, den ersten Film mit Masse zu übertrumpfen. Doch es muss einiges vorbereitet werden für Filme, die noch kommen: Der Marvel-Verlag hat sich vorgenommen, sein „Avengers“-Universum mit Iron Man, Captain America, Thor und anderen in eine ganze Reihe miteinander verflochtener Filme zu verwandeln. Ein ehrgeiziges Unterfangen, das 2012 in einem großen Finale gipfeln soll. Die Filme selbst werden darunter zu leiden haben.

In „Iron Man 2“ sind es Black Widow und Nick Fury, deren Auftritte zwar Freude machen, dem Film als Ganzem aber schaden, vor allem, wenn man ihnen zu viel Gewicht gibt, weil man sie mit Stars wie Scarlett Johansson und Samuel L. Jackson besetzt. Besser wäre es gewesen, sich ganz auf Iron Man und Whiplash zu konzentrieren: zwei exzentrische Physiker mit Größenwahn und Vaterkomplex, der eine hart, der andere smart, das ist eine schöne Paarung.

So fehlt es „Iron Man 2“ an dramatischer Wucht. Schon im ersten Film wirkten einzelne Szenen improvisiert oder überflüssig; das machte sogar einen Teil des Reizes aus. Doch hier, wo so viele Fäden miteinander verbunden werden müssen, führt es dazu, dass die Handlungsstränge auseinander driften. Kein schlechter Film, aber einer, der noch mehr Freude hätte machen können.

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