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Hellboy
© dpa

Hellboy 2: Der Tod des Monsters

Die Welt ist schön, doch stören die Menschen, so gestaltet sich Guillermo del Toros „Hellboy 2“. Der Kino-Phantast widmet sich der wuchernden Schönheit des Kreatürlichen - und vergisst dabei die eigentlich wichtige Frage: Sind die Menschen es wert, gerettet zu werden?

Ein riesiger Waldgott wütet in New York. Der Held hat ihn fast besiegt, doch er zögert. Er zögert lange. Und drückt schließlich doch ab. Der Waldgott fällt in sich zusammen, streut im Todeskampf noch seine hellen Sporen in die nächtlichen Straßen Manhattans. Für einen Moment hält der Film inne. Und trauert.

Der traurige Tod des Monsters – in den Fabelwelten von Guillermo del Toro gibt es viele davon. Del Toro ist der Romantiker unter den Kino-Phantasten: er liebt die wuchernde Schönheit des Kreatürlichen wie ein Forscher, der auf seinen Reisen liebevoll exakte Zeichnungen jeder entdeckten Spezies anfertigt. Das Böse tritt nur selten auf, und wenn, dann meist in Menschengestalt.

Der Comic „Hellboy“, von del Toro 2004 erstmals verfilmt, kommt seiner Sicht der Dinge entgegen: die Geschichte des kleinen Teufels, den es ungewollt von der Schatten- auf die Tagseite verschlägt und dort von einem Philanthrop aufgezogen wird. Hellboy wird zum Monster unter Menschen. Er verteidigt sie gegen Übertritte aus seiner eigenen Welt; eine Welt, die doch viel schöner und vielfältiger ist als die Welt jener, die auf dem Rücken der Erde ihre Städte bauen.

Nach drei Oscars für seine einzigartige Märchenparabel „Pan's Labyrinth“ war einiges zu erwarten, wenn sich der mexikanische Regisseur, wie nach jedem seiner kleinen, spanischsprachigen Filme, wieder dem Blockbuster-Kino zuwendet. Doch bei aller Freude, die „Hellboy II“ an vielen Stellen macht – letztlich ist der Film auch eine frustrierende Erfahrung.

Doch kurz die Story: Hellboy (Ron Perlman) steht im Dienst einer geheimen FBI-Behörde. Gemeinsam mit seiner pyrokinetisch veranlagten Freundin Liz (Selma Blair) und dem fischähnlichen Empathen Abe Sapien (Doug Jones) weist er die Geschöpfe der Nachtwelt in ihre Schranken. Ungemach droht von Nuada (Lue Goss): der Elfenprinz will sich an den Waffenstillstand zwischen Mensch und Kreatur nicht länger halten. Eine goldene Armee aus 70 mal 70 mechanischen Kriegern soll den Kreaturen ihre alte Macht und Freiheit wiedergeben.

Guillermo del Toro geht mit „Hellboy“ einen anderen Weg als Comic-Adaptionen wie „Sin City“ oder „300“: statt Mike Mignolas Zeichnungen auf die Leinwand zu werfen, transformiert er das strenge, kontrastreiche Schwarzweiß der Vorlage in einen Rausch aus morbiddunklen und goldroten Farben. Sein Einfallsreichtum bei der Erfindung von Kreaturen scheint unerschöpflich. Doch es dauert viel zu lange, bis der Film seinen Rhythmus findet, und er mündet dann, nach einem großartigen zweiten Drittel, in ein Finale, das erschreckend konventionell geraten ist.

Seltsam unerforscht bleibt das eigentliche Hellboy-Dilemma: Ist es die Menschheit wert, gerettet zu werden? Oder sollte man die Welt nicht lieber den Kreaturen überlassen? Dass Guillermo del Toro sich nun für eine zweiteilige Verfilmung von Tolkiens „The Hobbit“, eine Art Vorgeschichte zu „Herr der Ringe“, hat einspannen lassen, die seine Kräfte bis 2012 binden wird, ist kein gutes Zeichen. Hoffentlich wird sich dieser bemerkenswerte Phantast nicht von der Routine des Blockbuster-Kinos einholen lassen.

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