Marcus Rosenmüllers Coming-of-Age-Film ''Beste Zeit'': Brave Teenies
Schönes Bayern: Marcus Rosenmüller will mit seinem Coming-of-Age-Film "Beste Zeit" zeitlose Teenager-Gefühle einfangen.
Im Dachauer Hinterland beginnt die große weite Welt gleich hinterm Dorf. Selbst München ist ein verruchter Ort. Wie weit muss da erst Amerika sein?
Die Bauerntochter Kati (Anna Maria Sturm) und ihre beste Freundin Jo (Rosalie Thomass) träumen von ewiger Treue und Freiheit der Ferne. Dass Kati ausgerechnet in Amerika ein Austauschjahr verbringen will, findet da freilich nicht jeder gleich toll. Der schmächtige Rocky (Ferdinand Schmidt-Modrow) etwa, Katis Verehrer, der an seinen Spitznamen durch pure Ironie gekommen sein muss. Oder Katis Freund Mike (Florian Brückner), ein „semmelblonder Semmelkopf“ mit intellektuellem Spielraum nach oben. Bis zu Katis Abreise bleiben noch ein paar Sommerferientage zwischen Bauernhof, Bierzelt und Feldarbeit, zwischen Liebeskummer und Zoff mit den Eltern. Dabei spielen körperliche Ausschüttungsprozesse oraler und genitaler Art eine gewisse Rolle, auch findet Kommunikation oft über derbe Flüche statt.
Marcus Rosenmüller will mit seinem Coming-of-Age-Film zeitlose Teenager-Gefühle einfangen, wirkt dabei aber manchmal merkwürdig gestrig. So sind seinen Mit-Bajuwaren Mobiltelefone sowie das Internet unbekannt. Doch hatte nicht sogar einst der schlohweiße Landesvater Bayern als blühende Mischung aus Laptop und Lederhose bezeichnet?
Offenbar mochte Rosenmüller (Jahrgang 1973) lieber seine eigenen Erinnerungen auf Leinwandgröße trimmen. Herausgekommen ist – nach „Wer früher stirbt, ist länger tot“ und „Schwere Jungs“ – erneut eine freundlich-humorige Hommage auf die Heimat. Nur ist damit nicht gleich der neue deutsche Heimatfilm geboren. „Beste Zeit“ – die folgenden Titel der Trilogie sollen „Beste Gegend“ und „Beste Chance“ heißen – war ursprünglich fürs Fernsehen geplant, und das sieht man dem Film auch an: kraftlose Farben, freudlos komponierte Bilder. Und wäre das alles nicht doch irgendwie sympathisch und mit feinem Gespür für den Wechsel der emotionalen Tonlagen inszeniert, man müsste an der grundgütigen Harmlosigkeit dieses Regisseurs verzweifeln. Daheim ist’s halt doch am Schönsten? Ja, mei.
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Julian Hanich
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