Kinostart: Bloß nicht ins Museum
Martin McDonaghs „Brügge sehen ... und sterben?“ ist eine gelungene Gangsterkomödie voll schwarzem Humor.
Zwei Dubliner Auftragskiller auf Urlaubsreise in Brügge: Sie steigen in einem gemütlichen Familienhotel ab und beziehen das reservierte Zimmer. Schon beginnt ein Beziehungsgezerre, wie immer, wenn zwei Leute, die das nicht gewöhnt sind, miteinander Urlaub machen. Der eine langweilt sich, der andere isst Kuchen und liest Reiseführer. Der eine schimpft über das Wetter, der andere meint, das sei ideal für Museumsbesuche. Dann fangen sie an, über Touristen herzuziehen, und schon ist wunderbare Einigkeit hergestellt. So beginnt „Brügge sehen ... und sterben?“. Die Konflikte sind so alltäglich, dass man den Beruf, den die beiden ausüben, beinahe vergisst. Man hat schließlich Urlaub.
Langsam nähert sich der Film den Ereignissen, die vor den unfreiwilligen Ferien lagen. In einer Rückblende sieht man Ray, wie er einen kleinen Jungen erschießt, und das gehört sich auch in seinen Kreisen nicht. Darum hat ihn sein Chef Harry (Ralph Fiennes in einer Tough-Guy-Rolle, die ihm ganz gut steht) mit dem älteren Kollegen Ken aus Dublin fortgeschickt; am Telefon erfährt Ken, dass er Ray aus dem Weg räumen soll.
Der Theaterautor und -Regisseur Martin McDonagh erzählt in seinem ersten Spielfilm vor allem eine Beziehungsgeschichte: Er gibt den beiden unterschiedlichen Männern viel Zeit für ihre Annäherung. Mit bewundernswürdiger Gelassenheit erträgt der kulturell interessierte Ken (Brendan Gleeson) die cholerischen Anfälle Rays (Colin Farrell), dem er sanft ein wenig Lebensart beizubringen versucht. Das Ganze spielt vor der in Weihnachtsbeleuchtung glitzernden Kulisse Brügges. Die Zeit ist stehen geblieben für die beiden, aber nur Ken begreift dies; immer dringlicher versucht er, seinen Freund dazu zu bewegen, auszusteigen aus dem Geschäft.
Das Weihnachtsmotiv steht in krassem Gegensatz zu den rüden Dialogen, in denen über Frauen, Schwule, Kleinwüchsige, eigentlich über alle hergezogen wird, die nicht Killer aus Dublin sind. Bedenkt man, dass Diskriminierung aus Angst vor dem Unbekannten entsteht, ist die derbe Sprache hilfloser Ausdruck derjenigen, die sich in der Fremde der eigenen Identität versichern müssen. In der deutschen Synchronisation vermittelt sich die Ironie allerdings nicht; die Protagonisten wirken dumpfer und wesentlich vulgärer. Aber so vergisst man wenigstens nicht ganz, dass man es mit Killern zu tun hat. Sonst wäre die Geschichte trotz ihres äußerst blutigen Showdowns auch zu romantisch.
In neun Berliner Kinos, OV im Cinestar Sony-Center, OmU im Odeon und den Hackeschen Höfen.
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