Polit-Thriller: ''Kein Action-Film'': Clive Owen über ''The International''
Im Berlinale-Eröffnungsfilm spielt Clive Owen einen Interpol-Agenten, der die dunklen Machenschaften einer Großbank aufdecken will. Ein Interview
Legen Sie Ihr Geld lieber unters Kissen oder aufs Bankkonto?
Aufs Konto. Aber natürlich ist jeder ein bisschen beunruhigt darüber, was im letzten Jahr mit dem eigenen Geld passiert ist. Niemand hätte vorhersagen können, dass der Film eine solche Aktualität bekommt.
Investieren Sie Ihr Geld in Aktien?
Nein, das ist nicht mein Ding. Ich lebe in schönen Häusern (lacht).
Eine der Grundideen im Film ist: Etwas läuft komplett schief, aber du kannst nichts dagegen tun, weil ein System dahinter steht.
Das sind Dinge, die in dem Film sehr starken Widerhall finden. Alles ist verbunden. Man muss sich einmal die Unmenge an Waffen in der Welt vergegenwärtigen. Jede einzelne davon wird ver- und gekauft. Banken müssen in diesen Handel verwickelt sein, denn sie verwalten das Geld der Menschen. Alles ist miteinander verbunden, insofern steckt Wahrheit in dem Film.
Fürchten Sie sich vor dem heutigen System? Dass Banken viele Politiker und ganze Staaten kontrollieren?
Es gibt da eine Sache, die im Film gesagt wird: Schulden bedeuten Macht. Bringst du Leute dazu, sich bei dir zu verschulden, dann gewinnst du Macht über sie.
Sie spielen in dem Film einen Mann, der handelt, obwohl es sinnlos erscheint. Wie verhalten Sie sich, wenn Sie es mit Ungerechtigkeit zu tun bekommen?
Ich glaube, er (Interpol-Agent Louis Salinger, Anm. d. Red.) ist unglaublich besessen, wütend und leidenschaftlich. Er geht weiter als alle anderen. Insofern ist er ein sehr fehlbarer Mensch. Ich fühle aber, dass er etwas Heldenhaftes an sich hat: Er gibt nicht auf, er geht so weit wie er geht. Ich identifiziere mich mit seinem Gerechtigkeitssinn, mit seinen Moralvorstellungen. Er hat etwas Heldenhaftes, weil er einen altmodischen Sinn dafür besitzt, was gut und was schlecht ist. Allerdings geht seine Besessenheit auf Kosten alles anderen in seinem Leben.
Wie war der Dreh im Guggenheim-Museum? (es wurde in den Filmstudios in Berlin-Babelsberg komplett nachgebaut, Anm. d. Red.)
Schon Monate vor den Dreharbeiten sind wir durchs echte Guggenheim-Museum (in New York, Anm. d. Red.) gelaufen. Tom war "Mister Prepared", er war so gut vorbereitet auf jeden Aspekt des Films, er hatte die Sequenz schon im Kopf. Wir sind also durchs Guggenheim gelaufen und er hat uns erklärt, wie wir die Szene zu spielen haben, in welchem Rhythmus. Ein Mann, der dort arbeitete, beugte sich irgendwann zu mir rüber und flüsterte: "Es wird wirklich Zeit, dass es im Guggenheim mal einen Shoot-Out gibt." (lacht)
Die Guggenheim-Szene war immer schon eine der großen Szenen des Films. Tom hat schon beim allerersten Treffen darüber gesprochen. Er hat gesagt: "The International" ist kein Action-Film, aber wenn es Action gibt, dann soll sie so intensiv und explosiv sein wie nur möglich. Die Szene im Guggenheim war da wirklich zentral. Ich finde, die Sequenz ist wirklich brillant geworden. Ich mag sehr an ihr, dass sie im Einklang mit dem restlichen Film ist. Es gab die Befürchtungen, dass so ein verrückter Shoot-Out als Teil eines anderen Films gesehen würde. Aber die Szene gehört wirklich zum Film und ist eine der am besten gedrehten Szenen, bei denen ich je mitgespielt habe.
Wie haben Sie sich auf die Rolle vorbereitet?
Wir haben uns viel unterhalten und viele Siebziger-Jahre-Filme angeschaut. Polit-Thriller wie "The Parallax View", "French Connection", "The Conversation", "All the President's Men" - das war ziemlich genau die Art von Film, die wir machen wollten. Für das Drehbuch wurde sehr viel recherchiert. Mir wurde viel Hintergrund-Material zum Thema Banken und Globalisierung gegeben und ich habe all das gelesen.
Die Hälfte des Films wurde in Berlin gedreht. Was haben Sie hier in Ihrer Freizeit gemacht?
Ein bisschen bin ich ein "Foodie": Ich habe eine ganze Menge sehr guter Restaurants entdeckt. Meine Familie ist herübergekommen und hat hier einige Zeit verbracht. Zusammen haben wir einige sehr erstaunliche Läden ausfindig gemacht, unter anderem einen mit gebrauchten Teddybären. Blickst du durchs Schaufenster, glaubst du, dass seit fünf Jahren niemand mehr drin gewesen ist. Dann läufst du rein und entdeckst einen überwältigenden Schatz an Teddybären. Meine Familie spricht immer noch von diesem Erlebnis - und besitzt einige der Bären.
Clive Owen
Geboren: 3.10.1964 in Coventry (Warwickshire, England)
Filme (Auswahl): "Gosford Park" (2001), "Die Bourne Identität" (2002), "Sin City" (2005), "Children of Men" (2006), "Inside Man" (2006)
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