Soundcheck-Award-Verleihung: Kate Tempest für "Everybody Down" ausgezeichnet
Die britische Rapperin und Spoken-Word-Künstlerin Kate Tempest wurde in Berlin mit dem Soundcheck Award ausgezeichnet. Anschließend gab sie ein fulminantes Konzert im Berghain.
Hinter der eingerüsteten Fassade des Berghain wummert es gewaltig. Kate Tempest und ihre Band sind beim Soundcheck für das Abschlusskonzert ihrer Europatournee. Als alles passt, kommt die Londoner Rapperin und Dichterin aus dem Club. Vor knapp fünf Monaten war sie noch in der kleinen Berghain Kantine nebenan aufgetreten. Da ist der Sound heute schon um einiges mächtiger. „Großartig“, sagt Tempest, die zu Jeans und blauem T-Shirt eine kleine Kappe trägt. Sie zündet sich eine Zigarette an, während Andreas Müller und Elissa Hiersemann von Radio eins zusammen mit Tagesspiegel-Kulturredakteurin Nadine Lange den Soundcheck Award für das beste Album des Jahres 2014 von zwei Schichten Schutzfolie befreien. Zum Vorschein kommt ein vom New Yorker Illustrator und Künstler Otto Steininger entworfenes Plakat, von dem nur ein Exemplar existiert. Die 29-Jährige erhält den Preis für ihr Debütalbum „Everbody Down“, mit dem sie sich gegen ihre ebenfalls nominierten Kollegen Damon Albarn, Tony Allen und Jungle durchgesetzt hatte.
Ein breites Lächeln strahlt über Kate Tempests Gesicht, als ihr der Award überreicht wird. „Toll!“ Sie schaut sich das stilisierte Porträt genau an. „Mir gefallen die Farben und, dass die Lyrics aus meinem Mund kommen. Und, dass es ein Preis mit meinem Namen drauf ist,“ sagt sie lachend. Wo sie den Soundcheck Award aufhängen wird, weiß sie noch nicht. Es erscheint ihr ein wenig narzisstisch, ein Bild von sich selbst in der Wohnung aufzuhängen. „Da schaue ich mich ja selber an.“ Vielleicht zu den Eltern, überlegt sie.
Kate Tempest ist die erste Frau, die den Soundcheck Award gewinnt
Es ist das sechste Mal, dass Radio eins und Tagesspiegel den Soundcheck Award verleihen (zu den Gewinnern gehörten u. a. James Blake und Neil Young) und das erste Mal, dass eine Frau ihn gewinnt. Was Kate Tempest natürlich freut: „Für die Schwestern!“ ruft sie und ballt ein bisschen die rechte Faust. Im Gespräch verrät sie noch, dass sie gut vorankommt mit ihrem Roman, in dem es ein Wiedersehen mit Betty, Harry und Co. gibt, den Figuren aus ihren Songtexten. Sie hat auch einen deutschen Verlag für das Buch, und es gibt darin sogar ein Berlin-Kapitel – inspiriert von einem ungeplanten dreitägigen Aufenthalt in der Stadt. Ideen für ein neues Album hat sie ebenfalls. Genaueres will sie dazu aber nicht sagen. „Am Ende redet man mehr darüber etwas zu machen, als es dann auch wirklich zu tun.“
Die Zigarette ist zuende geraucht, langsam muss Kate Tempest wieder zurück. Ein paar Stunden später leuchtet ihr großes von der langen blonden Lockenmähne gerahmtes Lächeln auf der Bühne des Berghain wieder auf und sie startet mit ihrer dreiköpfigen Band in eine beeindruckende, energiegeladene Performance. Härter und weniger intim als bei ihrem Berlin-Debüt, dafür mit viel Spaß daran, die legendäre Anlage des Clubs voll auszureizen: Die beiden Drummer entfesseln immer wieder regelrechte Beatgewitter, zu denen die Synthies quietschen und heulen. Temptest, die diesmal nicht von einer Sängerin begleitet wird, weicht stärker von der „Everybody Down“-Chronologie ab, streut den neuen Song „Bad Place For A Good Time“ ein und hat ihre kleinen Zwischenpredigten noch einmal verfeinert. Es ist faszinierend zu erleben, wie sie die Menge mit ihren herausgefeuerten Versen über Empathie und Liebe in den Bann schlägt. Ganz am Ende nach ihrem Gedicht „The Progress“ steht Kate Tempest alleine auf der Bühne und greift sich ein paar Mal mit beiden Händen ans Herz und wirft es dann symbolisch ins Publikum. „Bottom of my heart, bottom of my heart“, sagt sie im Gehen. Und man glaubt ihr jede Silbe.
Nadine Lange
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