Dem Umweltskandal auf der Spur: Kampf ums Überleben
Matthias Gnehms Comic-Erzählung „Salzhunger“ wirkt stilistisch etwas aus der Zeit gefallen, überzeugt aber als aktueller, kritischer Öko-Thriller.
Zu Beginn von Matthias Gnehms Comic-Roman „Salzhunger“ sitzt Arno Beder an seiner Masterarbeit, einem Dokumentarfilm über den globalen Kollaps. Doch seine Freundin hat den Schweizer verlassen, und so versinkt er in Depression und Schlaflosigkeit. Das Leben erscheint ihm fad, seine Freunde machen sich Sorgen.
Da meldet sich unverhofft der Chef der Öko-Aktivisten-Gruppe namens „Erzfeind“, bei der sich Arno vor längerer Zeit beworben hatte. Auf einmal geht alles ganz schnell, und Arno sitzt mit der ehrgeizigen Aktivistin Paula Hofer im Flugzeug nach Lagos.
Nach einem Verrat laufen die Dinge aus dem Ruder
In der nigerianischen Megacity treffen die beiden ihren Verbindungsmann Anthony Nwoko. Gemeinsam wollen sie einen Umweltskandal aufdecken, in den ein internationaler Rohstoffkonzern verwickelt ist. Wegen der korrupten örtlichen Polizei und eines Verrats unter den Aktivisten geraten die Dinge aus dem Ruder.
Aus der investigativen Untersuchung wird ein Kampf ums Überleben. Aber will Arno überhaupt noch leben? Oder bringt er sich absichtlich in Gefahr? Anthony ist der Meinung, sein Mitstreiter habe den Hunger aufs Leben, den titelgebenden Salzhunger, längst verloren ...
Der Züricher Künstler Matthias Gnehm, 1970 geboren und gelernter Architekt, veröffentlicht seit den Neunzigern Comics. Mit „Salzhunger“ (Edition Moderne, 224 S., 32 €) legt er einen soliden Öko-Thriller vor, für den er vor Ort recherchierte und auch in einen Slum ging – obwohl er seiner Frau versprochen hatte, das nicht zu tun.
Post-impressionistischer Malstil
Gnehms Story kommt ohne innovative Elemente aus und nutzt einige Stereotypen, unterhält deshalb jedoch nicht schlechter als viele Romane oder Filme aus dem Genre.
Zeichnerisch setzt der vielseitige Schweizer, der mit Pastellkreide und Bleistift arbeitet, eher auf grobe Layouts: Die Seiten haben maximal vier große Panels, oft weniger. Der dezent post-impressionistische Malstil erinnert an die Achtziger, als die Neunte Kunst des grafischen Erzählens vielerorts mit der Malerei kokettierte.
Dieses Streben war für Comics nicht immer ideal, doch Gnehm fährt mit diesem eigentlich überholten stilistischen Ansatz überraschend gut. Wohl auch, weil ihm auf den gut 200 Seiten immer wieder sehr wirkungsvolle vollflächige Splashpages und Nahaufnahmen seiner Figuren gelingen. „Salzhunger“ funktioniert daher als Bildergeschichte sowie als aktueller, kritischer Öko-Thriller.
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