Krimi: Kampf der Spaßgesellschaft
John Frankenheimers atmosphärischer Thriller "Ronin" mit Robert De Niro und Jean Reno
Woran liegt es, daß Actionfilme, die hart und brutal sein möchten, den Zuschauer letztlich nur beruhigen - daß auf die vorübergehende Aufregung immer die Erleichterung folgt? Es liegt zum Teil daran, daß diese Filme offenbar nur von Stuntleuten bevölkert werden. Rast ein Wagen über einen Marktplatz, dann springen alle Passanten rechtzeitig beiseite, und selbst die bösesten Schurken besitzen so viel Anstand, nur die Leute zu erschießen, die sie töten wollen. So hat selbst bei der wüstesten Schießerei alles noch seine Ordnung.
John Frankenheimers "Ronin" dagegen ist eine Kampfansage an die Spaßgesellschaft, die selbst das Töten noch genießen will. Sein Film versetzt den Zuschauer in einen Angstzustand, der noch über den Kinobesuch hinaus anhält. Bei ihm kommt es auf die Atmosphäre an, nicht auf die Handlung.
Was sich in dem Aluminiumkoffer befindet, an dem sowohl der KGB als auch die IRA interessiert sind, hat die Geheimagenten Sam (Robert De Niro) und Vincent (Jean Reno) nichts anzugehen; sie sollen ihn nur beschaffen und bei einem unbekannten Auftraggeber abliefern. Spannung entsteht durch das Mißtrauen der beiden gegenüber ihren Helfern.De Niro und Reno geht es am Ende gar nicht mehr darum, eine Intrige zu durchschauen, sondern nur ums Überleben.
"Ronin" ist ein Film, der wehtut, weil er nicht zynisch ist und sich nicht mit Witzeleien aus der Affäre zieht. Hier war ein Regieveteran der sechziger und siebziger Jahre am Werk - damals wurde das Genre noch nicht von verspielten Videokonsumenten geprägt."Ronin" ergreift für keine Ideologie Partei. Aber der Ernst, mit dem der Politthriller-Experte Frankenheimer vorgeht, hat angesichts der jüngsten Spaß-Gewaltorgien etwas Aufklärerisches.
Auf 17 Berliner Leinwänden; Cinemaxx Potsdamer Platz (OmU)
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