Neue Comic-Heldinnen: Kampf den Konventionen
Von Squirrel Girl und Lumberjanes bis zu „Massu, Schmiedstochter“: Neue Heldinnen verändern die Comicwelt.
Sie hat die Fähigkeiten eines Eichhörnchens. Doch ihre wahre Superkraft ist ihre einnehmende Persönlichkeit. Damit hat Doreen Green alias Squirrel Girl einige der gefährlichsten Schurken besiegt, oft ohne Gewalt anzuwenden. Sie überzeugte Spider-Mans Erzfeind Kraven, den Kampf aufzugeben, indem sie ihm eine reizvollere Jagd schmackhaft machte. Sie redete dem Weltenzerstörer Galactus aus, die Erde aufzufressen, indem sie ihm eine gesündere Alternative anbot.
Seit 2015 hat die ungewöhnliche Figur des Superhelden-Verlags Marvel ihre eigene Heftserie. Squirrel Girl steht für einen neuen Trend in der Darstellung von Frauenfiguren im Mainstream-Comic: Originalität, Diversität und Eigenständigkeit. Heldinnen wie Squirrel Girl, deren Abenteuer auf Deutsch im Panini-Verlag erscheinen, sind nicht mehr beschränkt auf ein Körperbild, eine Eigenschaft und eine Denkweise. Alleine oder als Team stellen sie unter Beweis, wie spannend, witzig und gewinnend Vielfalt ist.
Das Interessanteste an Squirrel Girl ist, dass sie so unbeschwert positiv sich selbst gegenüber ist. Sie spricht mit Eichhörnchen? Großartig! Eichhörnchen sind tolle Gesprächspartner! Ihr in der Hose versteckter Schwanz macht ihren Po größer? Sieht gut aus! Konzipiert von Ryan North und Erica Henderson ist die neue Serie einer der lustigsten und besten Comics, die Marvel derzeit im Portfolio hat. Auch wenn Doreen Green gerade nicht die Welt rettet, sondern nur ihrem Informatikstudium nachgeht, strotzt sie nur so vor Energie und Lebenslust.
Durch einen Bruch mit gängigen Klischees und Charakterzeichnungen bestechen auch die weiblichen Hauptfiguren der Heftreihe „Lumberjanes“ von Noelle Stephenson, die bereits mit der Gestaltwandlerin Nimona als Heldin des gleichnamigen Webcomics eine unkonventionelle Hauptfigur erschaffen hat. Deren Abenteuer wurden kürzlich in Buchform veröffentlicht und sind auf Deutsch im Splitter-Verlag erschienen.
„Friendship to the max!“
Im Mittelpunkt von „Lumberjanes“, das es noch nicht auf Deutsch gibt, stehen fünf Pfadfinderinnen, die im Sommercamp „Miss Qiunzella Thiskwin Penniquiqul Thistle Crumpet's Camp for Hardcore Lady Types“ allerhand Abenteuer erleben. Die Mädchen werden von Stephenson jedoch nicht als Abziehbildchen einzelner Charaktereigenschaften entworfen, sondern als ausgewogene, vielseitige und dadurch glaubwürdige Figuren. Jo ist das analytische Mitglied der Gruppe und führt sie mit wissenschaftlichem Denken und Logik. April hat ein Flair für die Dramatik und ist auch die Fakten-Finderin. Molly ist eine geschickte Bogenschützin, aber schüchtern. Mal, trotz ihres Punk-Auftritts, ist die vorsichtigste und sensibelste der Gruppe und spezialisiert auf ausgeklügelte Pläne. Ripley ist die jüngste und energischste, die oft der Katalysator für Schwierigkeiten ist, die sie aber durch ihren beherzten Einsatz löst.
Neben ihren vielschichtigen Persönlichkeiten fallen die Lumberjanes auch durch ihre Vielfalt in Sachen Körperformen und Hautfarben positiv auf. Was die Lumberjanes wiederum eint, ist ihre tiefe Freundschaft zueinander. Der Comic zeigt, warum es wichtig ist, einander zu helfen, zu schützen und zu unterstützen. Nicht umsonst lautet die Parole der Mädchen „Friendship to the max!“. Durch ihre unterschiedlichen Stärken gleichen sie ihre individuellen Schwächen aus und keine wird jemals zurückgelassen.
Eine Heldin mit Mut und Willenskraft
In Sachen interessanter Frauenfiguren lohnt auch der Blick auf die heimische Comiclandschaft. Eine davon ist die Hauptfigur ist Ines Korths „Massu, Schmiedstochter“. In dem seit Ende 2013 laufenden Webcomic, der jetzt für den Webcomic-Preis „Lebensfenster – Kurt Schalker-Preis für grafisches Blogen“ nominiert wurde, macht sich das titelgebende Mädchen Massu auf, ihren Vater zu finden. Der Schmiedemeister wurde vom herrschsüchtigen Magier Nagon entführt.
Massu stößt auf ihrer Reise auf einige kuriose Wesen, muss Wind und Wetter trotzen und findet unerwartete Hilfe – doch nie lässt sie sich von ihrem Ziel abbringen. Ihr Mut und ihre Willenskraft erwartet man im ersten Moment nicht, da Korth das Mädchen mit Knopfaugen und Stupsnase zeichnet. Ein bisschen erinnert sie an den Heidi-Anime aus den 1970er Jahren. Noch ist „Massu“ ein reiner Webcomic, aber eine gedruckte Fassung ist bereits in Planung.
Der Reiz der neuen Frauenfiguren liegt in ihrer Glaubwürdigkeit und in ihren eigenen Denk- und Handlungsweisen. Heldinnen abseits der klassischen Normen können vor allem jüngere Mädchen ansprechen und als Vorbild dienen. Statt Fatshaming und Zickenkrieg wird der positive Umgang mit sich selbst und anderen dargestellt. Sie zeigen aber auch Männern, dass es mehr gibt als das Supermodel. Dass immer mehr Comics in diese Richtung gehen, liegt zum einen daran, dass die Verlage Mädchen und Frauen als kaufkräftige Zielgruppe entdeckt haben. Zum anderen schaffen es immer mehr Frauen in die Kreativteams, um für mehr Abwechslung bei Figuren-Design und Story zu sorgen.
Lara Keilbart
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