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Positive Signale aus der Klassikwelt. Mehr Frauen, hohe Besucherzahlen, viele neue Veranstaltungsorte.
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Positive Signale aus der deutschen Klassikszene: Jünger, weiblicher, moderner

Noch nie wurden in so kurzer Zeit so viele neue Veranstaltungsorte eingeweiht, die Education-Aktivitäten sind explodiert, Frauen sind immer öfter vertreten und die Besucherzahlen hoch.

Wenn Gerald Mertens, der Geschäftsführer der Deutschen Orchestervereinigung (DOV), sagt: „Wir haben einen sehr guten Lauf“, dann meint er damit die gesamte Klassikszene der Bundesrepublik. Noch nie wurden in so kurzer Zeit so viele neue Veranstaltungsorte eingeweiht: Im vergangenen Oktober das Musikforum in Bochum, im Dezember die Doppelbühne für Staatsoperette und Theater der Jungen Generation in Dresden, im Januar die Elbphilharmonie. An diesem Samstag folgt der Boulez-Saal in Berlin, Ende April dann, erneut in Dresden, der kernsanierte Kulturpalast. Ab Herbst kann die Berliner Staatsoper wieder in ihrem runderneuerten Stammhaus spielen, 2018 soll es dann auch für die Kölner Oper endlich so weit sein.

Mächtig ins Zeug legen sich die 130 staatlich finanzierten Orchester Deutschlands für die Jugendarbeit. 2141 Veranstaltungen gab es in der Saison 2003/04 in diesem Bereich, 2015/16 waren es dagegen ganze 5077. Dabei sind die Education-Aktivitäten nicht nur quantitativ explodiert, sie werden auch inhaltlich immer professioneller und zielgruppengenauer, wie Hans Reinhard Biere betont, der Vorsitzende des Vorstands bei der Orchestergewerkschaft.

Richtig Spaß hatte die DOV-Leitung bei der Lektüre des gerade erschienenen „Spartenberichts Musik“ vom Statistischen Bundesamt: Zählt man die jährlichen Besucher von Musiktheateraufführungen sowie Klassikkonzerten und -festivals zusammen, kommt man auf 18,2 Millionen Besucher. Das sind 40 Prozent mehr, als die Fußball-Bundesliga per annum in die Stadien locken kann.

Und auch in Sachen Frauenquote können die Gewerkschafter ganz locker bleiben. 38 Prozent der Orchestermitglieder sind mittlerweile weiblich, betrachtet man nur die Altersklasse der 25- bis 45-Jährigen, sind die Frauen sogar in der Mehrheit. Und auch bei den Führungspositionen tut sich was: Andrea Zietzschmann, die designierte Intendantin der Berliner Philharmoniker, ist bereits die zweite Frau im Amt, Julia Jones wirkt seit einem halben Jahr als Chefdirigentin in Wuppertal, die Erfurter Musikchefin Joana Mallwitz hat ihren Vertrag verlängert und Oksana Lyniv tritt im kommenden Herbst ihr Amt als Generalmusikdirektorin in Graz an.

Frederik Hanssen

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