Öhman geht, Waltz bleibt vielleicht doch: Intendantenkrise am Staatsballett geht weiter
Johannes Öhman und Sasha Waltz verkündeten nach einem Jahr ihr vorzeitiges Ende als Doppelspitze. Nun erklärten sie sich der Presse. Viele Fragen bleiben offen.
Die Ankündigung von Johannes Öhman und Sasha Waltz, ihre gemeinsame Intendanz des Staatsballetts schon zum Ende des Jahres zu beenden, hatte eine Welle der Empörung ausgelöst. Über die Gründe, warum die beiden die Brocken hinschmeißen, war bislang nur spekuliert worden.
Welches Ende das Drama um die gescheiterte Doppelspitze nehmen wird, ist nun aber wieder offen. Nachdem das Staatsballett ganz kurzfristig zur „Presseinformation“ eingeladen hatte, stellt sich der Fall nun in einem etwas anderen Licht dar. Zuerst verlas Öhman ein kurzes Statement.
Vor Weihnachten sei ihm die Stelle als künstlerischer und geschäftsführender Direktor im Dansenshus in Stockholm angeboten worden. Er habe sorgfältig sowohl die Verantwortung seiner Arbeit gegenüber als auch die Verantwortung, die sich aus seiner privaten Situation ergeben, abgewogen und sich danach entschieden, das Angebot aus Schweden anzunehmen.
„Diese Entscheidung habe ich allein getroffen, ohne dass jemand anderes daran beteiligt war“, betonte Öhman. Ein Satz, der es in sich hat. Die Fassungslosigkeit war allen anwesenden Journalisten anzumerken. Damit übernimmt Öhman die Verantwortung.
"Der Abschied von Johannes Öhman kam unerwartet", sagt Sasha Waltz
Während Öhman ziemlich aalglatt rüberkam, war Sasha Waltz die Bestürzung deutlich anzumerken.
„Der Abschied von Johannes Öhman kam sehr kurzfristig und unerwartet. Ich bedauere die Entscheidung“, sagte Waltz. Sie habe sich von den Ereignissen überrumpelt gefühlt, führt sie weiter aus. Denn sie hätte keinen Einfluss auf den Zeitpunkt der Auflösung der gemeinsamen Intendanz mehr nehmen können. „Ich werde nun in Ruhe, ohne Zeitdruck, eine Entscheidung über das Ende meiner Intendanz fällen.“
Eine Aussage, die hellhörig macht. Damit lässt Waltz sich die Option offen, vielleicht doch weiterzumachen - mit einem anderen Partner.
Das hatte sie ja von Anfang an klargestellt: dass sie die Leitungsaufgabe nur gemeinsam mit einem Partner, der das klassische Erbe vertritt, übernehmen wolle. Öhman sei ihr Wunschpartner gewesen, so Waltz.
Der plötzliche Abgang Johannes Öhmans zeugt von Verantwortungslosigkeit. Man versteht, dass der Egotrip ihres künstlerischen Partners Waltz tief getroffen hat. Doch jetzt müsste sie beherzt die Verantwortung für das 92-köpfige Ensemble übernehmen. Aber ihr Auftritt zeugte eher von Wankelmut. Ein gelungenes Krisenmanagement sieht anders aus.
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