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Christian Wittmann und Hagen Löwe als Freitag und Robinson Crusoe.
© Christian Brachwitz

Theater an der Parkaue: Inselkoller: „Robinson Crusoe“

Witzig und frisch: Norton.Commander.Productions zeigt „Robinson Crusoe“ am Theater an der Parkaue.

Da hat der Wilde aber Glück gehabt. Wäre nicht der schiffbrüchige weiße Mann gekommen und hätte ihm die Segnungen der Zivilisation gebracht, würde er noch immer nackt über die Insel laufen und sich von Menschenfleisch ernähren. Aber Robinson hat in Freitag einen gelehrigen Schüler gefunden, der sich vom kulturell Überlegenen den Kannibalismus abgewöhnen lässt: „Ich hatte ihm nämlich begreiflich gemacht, dass ich ihn niederschießen würde, wenn er sich erfreche, sein Verlangen zu befriedigen“.

Keine Frage, der Roman „Robinson Crusoe“ des Briten Daniel Defoe aus dem Jahr 1719 ist der Insel-Abenteuer-Klassiker schlechthin. Und aus heutiger Perspektive so ziemlich die haarsträubendste und blutrünstigste Kolonialistengeschichte, die sich denken lässt. Nichts für Kinder jedenfalls. Es sei denn, man findet einen so frischen, pfiffigen und komischen Zugriff auf den Schauer-Stoff wie die Gruppe Norton.Commander.Productions im Theater an der Parkaue.

In ihrer Defoe-Bearbeitung treten Robinson und Freitag (Hagen Löwe und Christian Wittmann) als Pingpong spielendes Showduo auf, das seit 300 Jahren mit seiner Erfolgsgeschichte hausieren gehen muss. An den Wänden ihres mit Regalen voller Robinson-Equipment zugemüllten Hobbykellers (tolle Bühne des Regie-Teams Harriet und Peter Meining!) hängen die schönsten Crusoe-Plakate aus alten Tagen. Zum Beispiel vom Friedrich-Wilhelmstädtischen Theater. Das zeigt den ergebenen Diener Freitag, der seinen sonnenbeschirmten Meister auf dem Buckel trägt. Auch Fälle historischen Blackfacings sind hier selbstverständlich zu bestaunen. Auf dergleichen verzichten die Insel-Entertainer heute.

Stattdessen erzählen sie ihre Robinsonade mit moderner Technik und ironischer Distanz. Ein flugs auf der Tischtennisplatte aufgeschüttetes Eiland nebst Wald und PalisadenWehr wird zum live abgefilmten Miniatur-Setting ihrer Schiffbruch- Story. Was eine Fülle perspektivischer Finessen ermöglicht. Die Norton.Commander-Köpfe Harriet und Peter Meining schaffen es in ihrer dritten Arbeit an der Parkaue (für Menschen ab 9), die Vorlage gleichzeitig originell zu erzählen und angemessen zu verwitzeln. Großartiges Schlussbild: Crusoe und sein Kollege als Passagiere eines gigantischen Kreuzfahrtschiffs. Ziel Robinson-Club?

wieder 3.5., 16 Uhr u. 7. 5., 9.30 Uhr

Patrick Wildermann

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