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Der finnische Dirigent Jukka-Pekka Saraste.
© dpa

Jukka-Pekka Saraste dirigiert Konzerthausorchester: In die Freiheit

Das Konzerthausorchester spielt unter der Leitung des finnischen Dirigenten Jukka-Pekka Saraste Bruckner und Lutoslawski.

Jukka-Pekka Saraste gehört zu der erstaunlich großen Anzahl von finnischen Dirigenten, die in der Schule des bedeutenden Lehrers Jorma Panula groß geworden sind und um den Beginn der 90er Jahre den internationalen Musikbetrieb erobert haben. Ähnlich wie bei seinem Landsmann Esa-Pekka Salonen bilden auch bei Saraste die klassische Moderne, Sibelius und gemäßigte zeitgenössische Musik die Schwerpunkte seines Repertoires. Von dort zu Anton Bruckner scheint es ein weiter Weg zu sein. Eine Aufführung von dessen 3. Sinfonie hat Saraste jetzt im Konzerthaus am Gendarmenmarkt geleitet.

Celibidache’sche Weihe fehlt der Interpretation erwartungsgemäß völlig, manchmal vermisst man Momente des Innehaltens und die Lust, die lyrischen Passagen etwa des langsamen Satzes mit Geduld auszusingen. Dennoch: eine eigentümlich aufregende Lesart, die nicht nur wegen der vorwiegend schnellen Tempi keine Sekunde langweilt. Gerade der letzte Satz entwickelt ungeheure Energie, auch weil das Polka-Thema, das sonst oft auf der Stelle tänzelt, bei Saraste mit großen Schritten in die Freiheit strebt. Das Konzerthausorchester überzeugt mit präsentem Streicherklang, klug zurückgenommenem Blech und beseelt aufspielenden Holzbläsersolisten, wobei besonders die erste Flötistin mit wunderbarer Musikalität auf sich aufmerksam macht.

Das Programm wird mit der dritten Sinfonie Witold Lutoslawskis eröffnet. Charakteristisch für den polnischen Komponisten ist der Kontrast zwischen strenger Konstruktion und Passagen des Zufalls, in denen die Musiker vorgegebenes Material frei gestalten dürfen. Hier wird ein Kampf mit tragischem Ausgang vorgeführt, wie sich im zentralen Motiv des Werks zeigt, das, jeder musikalischen Substanz entleert, aus einer gehämmerten Tonwiederholung besteht und dem Bewegungsdrang der Individuen immer wieder Einhalt gebietet. Saraste ist ein Dirigent von verhaltener Emotionalität, der es nicht nötig hat, mit äußerlichen Effekten für diese ohnehin so wirkungsvolle Musik zu werben. Schade, dass bei diesem interessanten Programm im sonst so gut besuchten Konzerthaus viele Stühle frei bleiben.

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