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Lieber reich als tot. US-Gangster-Rapper 50 Cent heißt mit bürgerlichem Namen Curtis Jackson.
© picture-alliance/ dpa

Autobigrafie?: In 50 Cents erstem Roman outet sich der Rapper als Muttersöhnchen

Der Rapper 50 Cent hat mit „Playground“ seinen ersten Roman geschrieben.

Die Karriere des US-Gangster-Rappers 50 Cent, der mit bürgerlichem Namen Curtis James Jackson III heißt, wurde schon 2005 unter dem Titel „Get Rich or Die Tryin’“ verfilmt. Jetzt hat der Musiker, der sich mit Titeln wie „In Da Club“ und „Candy Shop“ in die Pop-Annalen gerappt hat, mit „Playground“ auch seinen ersten, freilich autobiografisch stark eingefärbten Roman veröffentlicht. Im Vorwort verspricht 50 Cent, dass „eine Menge“ von ihm im Protagonisten namens Butterball stecke. Er als Autor gebe zu, nicht immer „vorbildlich“ gewesen zu sein und zuweilen „auf der falschen Seite des Gesetzes gestanden“ zu haben.

Das Leben des 1975 im New Yorker Stadtteil Queens geborenen 50 Cent ist Aschenputtelstory und Bildungsroman zugleich, es bildet das Milieu und den Zeitgeist Ende des 20. Jahrhunderts exzellent ab. Auf den Straßen der US-Metropolen an der Ost- und Westküste waren Rap- und Bandenkriege an der Tagesordnung und genauso blutig wie verkaufsträchtig. Auch der junge Waise und Drogenkriminelle Curtis geriet zu Beginn seiner Musikerlaufbahn zwischen die Fronten. Neun Pistolenschüsse streckten ihn eines Tages vor dem Haus seiner Großeltern nieder, er aber überlebte. Die Erwartungen an „Playground“, genau solche Geschichten zu lesen, sind entsprechend hoch. Und werden auf ganzer Linie enttäuscht. Was erst mal nichts Schlechtes ist, denn „Playground“ liest sich zuvörderst wie ein Jugendbuch. Es erzählt von dem 13-jährigen Burton, der wegen seiner Leibesfülle „Butterball“ genannt wird – und diesen Namen auch mit einem gewissen Stolz trägt. Gekränkter Stolz wiederum im Verein mit sozialem Druck und vermeintlicher Anerkennung verleiten Butterball zu Gewaltausbrüchen, die ihn aus Erwachsenensicht zu einem Problemfall werden lassen. Zweimal die Woche muss er nun die Psychotherapeutin Liz besuchen. Auf der Couch erzählt Butterball ihr und den Lesern seine Geschichte in anekdotischen Rückblicken.

Seine Eltern leben getrennt. Er ist mit seiner Mutter in die Vorstadt gezogen, was ihn natürlich extrem anödet. Als angehende Krankenpflegerin und alleinerziehende Mutter fehlt ihr die Zeit, sich der Probleme ihres Sohnes anzunehmen. Das nimmt er ihr übel und fehlinterpretiert daher ihre Bemühungen, sich ein besseres Leben zu erarbeiten: „Meine Mom war immer froh über die Erlaubnis, einfach zu tun, was sie sowieso tun wollte.“ Sein Vater dagegen lebt in der Stadt, ist ein Frauenheld und Angeber. Der naive Butterball blickt zu ihm auf und merkt dabei nicht, dass das Interesse seines Vaters nur ein oberflächliches ist.

Leider schildert 50 Cent hier eine nicht besonders neue, aufregende Geschichte. „Playground“ erinnert mit seinen stereotyp geschilderten Milieus der sozial benachteiligten, gewaltaffinen Schülerschaft US-amerikanischer Städte an den Film „Dangerous Minds“ von 1995.

Darin spielt Michelle Pfeiffer eine Englischlehrerin an einer Problemschule in Palo Alto, Kalifornien.

Man gewinnt daher auch den Eindruck, als käme dieses Buch gut zwanzig Jahre zu spät. Natürlich hat Curtis Jackson seine Jugend in den neunziger Jahren verbracht – aber „Playground“ versucht krampfhaft, den Anschluss an die Gegenwart zu bekommen. Nur ist die Moral von 50 Cents Geschichte so zeitlos wie simpel und undifferenziert: Vertraue deiner Mutter und anderen Mutterfiguren wie der Therapeutin Liz – und halte dich von Jungscliquen, Alkohol, Drogen und „der Straße“ fern!

Butterball scheint dem, ohne dass das explizit erzählt wird, nachgekommen zu sein. Den Rest kann man beispielsweise der neuen 50-Cent-Single „My Life“ und seinem in den nächsten Wochen erscheinenden Album entnehmen. Es heißt, wie soll es bei so einem Leben anders sein: „Street King Immortal“.

50 Cent

Playground. Roman. Aus dem Englischen von Rainer Schmidt. Rowohlt Polaris,

Reinbek 2012.

149 Seiten, 13, 99 €.

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