Berlinale Special: Im Land der Täter
Der Film „Es war einmal in Deutschland“ fragt, warum manche KZ-Überlebende nach Kriegsende in Deutschland geblieben sind
4000 Überlebende des Holocaust sind nach dem Kriegsende in Deutschland geblieben, und sie konnten ihren Kindern nie erklären, warum. Mit dieser Feststellung endet ein Film, mit einem dreibeinigen Hund beginnt er: Immer wieder wird das arme Tier durchs Bild hinken, ein vielleicht etwas zu deutliches Symbol für die inneren und äußeren Traumata der sechs menschlichen Helden dieser ambitionierten Tragikomödie. „Es war einmal in Deutschland …“ erzählt von ehemaligen KZ-Häftlingen, die im Alltag eines Landes, das ihnen ihre Familien, ihre Existenz und ihre physische und psychische Integrität geraubt hat, wieder Fuß zu fassen versuchen.
David Bermann und seine Freunde aus einem Frankfurter Flüchtlingslager wollen in die USA emigrieren, und dafür brauchen sie Geld. Also bestellt Bermann, der früher ein Wäschegeschäft führte, große Pakete mit Bettwäsche bei alten Lieferanten, die die Männer nach dem Fuß-in-der-Tür-Prinzip an die luxusentwöhnten Hausfrauen bringen. In einer Parallelgeschichte wird Bermann von einer amerikanischen Offizierin verhört, die ihn der Kollaboration mit den Nationalsozialisten verdächtigt.
Moritz Bleibtreu als Bermann tut, was er kann, um zwielichtig und traumatisiert zu erscheinen, verliert aber nie die Souveränität, und das nimmt man der Figur einfach nicht ab. Besonders seinen Kollegen Mark Ivanir und Hans Löw gelingt eine bessere Darstellung gebrochener Persönlichkeiten, aber das kann eine Dramaturgie nicht retten, die in die Fläche statt in die Tiefe geht. Immerhin wirft der Film Fragen auf, deren Beantwortung tatsächlich noch aussteht. 11.2., 21.30 Uhr (Haus der Berliner Festspiele)