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Hinterm Ableben geht's weiter: Eine Seite aus "Hotel Hades".
© Katharina Greve/Egmont

Internationales Literaturfestival Berlin: Im Hades ist die Hölle los

Elf Comicautoren und Künstler kommen am 14. September zum „Graphic-Novel-Tag“ des Internationalen Literaturfestivals nach Berlin. Wir stellen sie vor. Heute: Katharina Greve, deren dritte Graphic Novel »Hotel Hades« gerade erschienen ist.

Zum vierten Mal findet in diesem Jahr beim Internationalen Literaturfestival Berlin (ilb) ein Graphic-Novel-Tag statt. Auf vier Panels sprechen am 14. September elf Gäste aus neun Ländern über ihre Arbeit, moderiert von Tagesspiegel-Redakteur Lars von Törne. Die Veranstaltung findet im Haus der Berliner Festspiele statt, Schaperstraße 24, 10719 Berlin. Karten: Einzelkarte € 4,00 bis € 16,00 mit Ermäßigungen, Tageskarte € 18,00, ermäßigt € 14,00, Schüler € 8,00. Die Tickets gibt es entweder direkt im Haus der Berliner Festspiele oder telefonisch unter (030) 25489100 sowie online unter www.berlinerfestspiele.de

Hier das komplette Programm des Tages:
11.00 Uhr:  "Vom Leben gezeichnet – soziale und politische Themen als Comic-Inspiration." Mit Katharina Greve [D], Vishwajyoti Ghosh [Indien] und Andreas Gefe [CH]
12.30 Uhr: "Das Leben der anderen – Comic-Biografien." Mit Reinhard Kleist [D], David Vandermeulen [Belgien] und Alfonso Zapico [Spanien]
14.30 Uhr: "Mein öffentliches Leben – autobiografische und semiautobiografische Comics." Mit Judith Vanistendael [Belgien], Sarnath Banerjee [Indien/D] und Cyril Pedrosa [F]
16.00 Uhr: "Wir Grenzüberschreiter – Comic-Künstler im Wechselspiel zwischen Illustration, sequentieller Erzählung und bildender Kunst." Mit Stefano Ricci [Italien] und Ileana Surducan [Rumänien]

In lockerer Reihe stellen wir auf den Tagesspiegel-Comicseiten in den kommenden Wochen die Gäste des Festivals vor – heute die in Berlin lebende Comicautorin Katharine Greve, deren neues Buch »Hotel Hades« zudem bereits an diesem Freitag, dem 5. September, bei einer bebilderten Lesung in Berlin (hier gibt es mehr Informationen dazu) vorgestellt wird.

Zwischen Comic und Cartoon: Katharina Greve.
Zwischen Comic und Cartoon: Katharina Greve.
© Marcus Müller

Katharina Greve wurde 1972 in Hamburg geboren und lebt heute in Berlin. Sie hat sich als Comiczeichnerin wie auch als Cartoonistin einen Namen gemacht. In einigen ihrer Arbeiten greift sie soziale und politische Themen auf humorvolle Weise auf, andere Erzählungen sind hingegen eher von surrealistischen Fantasien und skurriler Situationskomik geprägt. Bevor sie sich dem Comiczeichnen zuwandte, studierte sie Architektur an der Technischen Universität Berlin, und diese Prägung ist vielen ihrer Arbeiten anzusehen, die sich durch eine klare, reduzierte Bildsprache und einen fast technisch anmutenden Zeichenstil auszeichnen, kombiniert mit einem bemerkenswert trockenen Humor.

Ihre erste Graphic Novel »Ein Mann geht an die Decke« (2009) spielt inhaltlich und formal mit der Architektur des Berliner Fernsehturms. Die Erzählung handelt von einem Fahrstuhlführer, der im Schaft des Turms eine Parallelwelt entdeckt, in der die Schwerkraft aufgehoben ist. Das Buch wurde von der Presse einhellig gelobt, der »Tagesspiegel« pries es als »ein Fest für Architekturfans und eine Ode an die Möglichkeiten des Comic«. Eine Rezensentin der Architektur-Fachzeitschrift »Bauwelt« stellte fest, dass es »nicht immer ein Unglück sein muss, wenn sich eine Architektin gegen ihren erlernten Beruf entscheidet«.

Greves zweite längere Comic-Erzählung »Patchwork. Frau Doktor Waldbeck näht sich eine Familie« (2010) kombiniert fantastische Elemente mit Kommentaren zu aktuellen politischen und wissenschaftlichen Debatten. Das Buch handelt von einer Transplantationsforscherin, die sich aus der Restekiste ihres Labors eine eigene Familie bastelt und damit eine Kette unerwarteter Ereignisse in Gang setzt. In der »Frankfurter Allgemeinen Zeitung« wurde »Patchwork« als »bösartig gut« gelobt, die Zeitschrift »Strapazin« hob Greves außergewöhnlichen Einfallsreichtum hervor und attestierte ihr, »mit sauberen Federstrichen und feinem Humor« die Versatzstücke unterschiedlichster Genres und Themen zusammenzubringen.

Druckfrisch: "Hotel Hades" kommt dieser Tage in den Handel.
Druckfrisch: "Hotel Hades" kommt dieser Tage in den Handel.
© Egmont

Greves dritte Graphic Novel, »Hotel Hades« (2014), ist eine surrealistische Erzählung von drei Menschen, die gleichzeitig erschossen werden, womit für sie eine seltsame Reise beginnt. Sie schippern in ein bürokratisches Jenseits, das zu einer Mega-City angewachsen ist und das für die Verstorbenen viele absurde Überraschungen bereithält.

Neben der Arbeit als Comicautorin zeichnet Greve regelmäßig Cartoons zu aktuellen politischen und sozialen Themen, die in Zeitschriften wie »Titanic« veröffentlicht werden und mit mehreren Preisen ausgezeichnet wurden, so mit dem Deutschen Cartoonpreis und dem Sondermann-Förderpreis für Komische Kunst. Gewürdigt wurden dabei u.a. sowohl Greves »Kunst der grafischen Verknappung als auch die der erzählerischen Ausweitung eines Stoffs zu Groteske und Satire«.

Lars von Törne

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