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Beseelt von der Gegenkultur der Siebziger. Regisseur und Filmkritiker Peter Bogdanovich.
© dpa

Peter Bogdanovich wird 80: Hollywoods letzter Nostalgiker

Als Teil von New Hollywood hat Peter Bogdanovich gegen Kino-Konventionen rebelliert. Nun feiert der Regisseur seinen 80. Geburtstag.

Von den movie brats der New-Hollywood-Ära, die Ende der sechziger Jahre begannen, die Geschichte des US-amerikanischen Kinos zu ihren Bedingungen umzuschreiben – Martin Scorsese, Steven Spielberg, Francis Ford Coppola, Hal Ashby –, ist Peter Bogdanovich der melancholischste. Bogdanovich, der am Dienstag seinen 80. Geburtstag feiert, dient das Kino der Vergangenheit als Fixpunkt. Er sah sich nie in der Rolle des Umstürzlers wie Dennis Hopper, er wollte sich auch nicht ans Publikum ranschmeißen wie Spielberg oder Coppola. Bogdanovich suchte am Anfang seiner Karriere nach der Essenz eines Amerika zur Hochzeit des klassischen Studiosystems der Fünfziger, das er vom gegenkulturellen Geist der Siebziger erfüllen wollte. Seinen eigenen Beitrag zur Filmgeschichte erachtete er damals als gering.

Amoklauf im Autokino

„Alle guten Filme sind bereits gemacht worden“, meint der Regisseur Sammy Michaels in Bogdanovich’ Regiedebüt „Targets – Bewegliche Ziele“ (1968), in dem sich der Übergang vom alten zum neuen Hollywood symbolisch vollzieht. Horror-Ikone Boris Karloff spielt in der Produktion des B-Movie-Moguls Roger Corman den alternden Filmstar Orlok, Bogdanovich den Regisseur. Während Orlok sich auf einen Auftritt in einem Autokino vorbereitet, startet ein unauffälliger junger Mann einen Amoklauf: Am Abend kreuzen sich ihre Weg, der Mörder nimmt den Altstar vor der Leinwand ins Visier.

Abschied mit John Wayne

Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass der Nostalgiker Bogdanovich seinen Teil dazu beigetragen hat, das Studiosystem zu stürzen, dem er mit seinen frühen Filmen Reverenz erwies. Sein zweiter Film „The Last Picture Show“ (1971), dessen prachtvolle Schwarzweiß-Fotografie bei allem Sentiment eine blendende Modernität ausstrahlt, ist beste „Americana“: das Porträt einer texanischen Kleinstadt Anfang der fünfziger Jahre, in dem sich die Provinzjugend, darunter die jungen Jeff Bridges und Cybill Shepherd, zwischen Langeweile, Elternproblemen, romantischen Verwicklungen und dem Menetekel des Korea-Krieges zu vergnügen versucht. Der Zustand dieses Amerikas lässt sich am besten daran erkennen, dass das örtliche Kino schließen muss. Der letzte Film ist „Red River“ mit John Wayne.

Komödie als Reifeprüfung

Der ehemalige Filmkritiker Bogdanovich wollte das Kino seiner Kindheit aber nicht nur zitieren, er wollte es auch verstehen. „Verdammt, Bogdanovich, sie stellen immer nur Fragen“, hat ihn der Regieveteran John Ford einmal angefahren, wie er in seinem Interviewbuch „Wer hat denn den gedreht“ (1998) erzählt. „Haben Sie schon mal was von einem Aussagesatz gehört?“ Die Reifeprüfung des gelehrigen Meisterschülers ist 1972 die Screwball-Komödie „Is’ was, Doc?“, mit der er das scharfzüngige Genre in die Gegenwart überführt: in den Hauptrollen Ryan O’Neal und Barbra Streisand als Pärchen wider Willen, die vier identischen Koffern mit unterschiedlichem Inhalt hinterherjagen. Der Film wird sein größter Erfolg, er zeigt das andere Ende des New-Hollywood-Spektrums auf, das Spielberg später mit „Der weiße Hai“ am populären Ende absteckt.

Psychiater mit Halstuch

Im Gegensatz zu Spielberg und Scorsese, selbst zum verstoßenen Paul Schrader, hat Bogdanovich in den Achtzigern in Hollywood aber kein Bein mehr auf den Boden bekommen. Seinen letzten großen Auftritt hatte er als Psychiater in der Mafia-Serie „The Sopranos“, da spielt er in gewisser Weise die Bogdanovich-Figur, als die er in Erinnerung geblieben ist: mit Halstuch und Analysebrille, den viele Fragen umtreiben und der kryptische Ratschläge erteilt. Sein jüngster Film war 2014 die sehr klassische Komödie „Broadway Therapy“ mit Owen Wilson und Imogen Poots, die zumindest andeutet, dass Peter Bogdanovich auf seine alten Tage noch die Rolle übernehmen könnte, die lange der in Ungnade gefallene Woody Allen inne hatte .

Andreas Busche

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