Musical: Hexen von Oz sollen Deutschland verzaubern
Das Fantasy-Märchen "Wicked - Die Hexen von Oz" kommt im November erstmals in einer deutschen Musicalfassung auf die Bühne.
Stuttgart - Ein bisschen Zauberei könnte das Fantasy-Musical "Wicked - die Hexen von Oz" selbst brauchen, wenn es am 15. November in Stuttgart deutsche Eraufführung feiern soll. Denn bisher stehen weder ein Übersetzer-Autor für die Geschichte aus dem Zauberland Oz fest noch die Besetzung der anspruchsvollen Hauptrollen der sehr unterschiedlichen Hexen Elphaba und Glinda. Der Chef der Stage Entertainment Deutschland, Maik Klokow, ist trotz eines Restrisikos hoffnungsfroh, dass die nun anders als im Film "Der Zauberer von Oz" (1939) erzählte Handlung mit Musik von Stephen Schwartz ähnlich stark einschlägt wie die englischsprachigen Vorbilder.
Am Broadway und in anderen US-Städten sowie seit vergangenen September in England hat sich die Story um die beiden Hexen, deren Freundschaft Höhen und Tiefen durchmacht, als Kassenschlager erwiesen. "Wicked erzählt vom Anderssein und von Ausgrenzung - Erfahrungen, die jeder schon einmal gemacht hat", sagt Klokow, der für die deutsche Adaption zehn Millionen Euro ausgibt. Elphaba hat eine smaragdgrüne Haut und ist deshalb immer wieder Anfeindungen ausgesetzt, ihre Schwester sitzt im Rollstuhl, und ihr Lehrer sieht aus wie ein Ziegenbock - sie alle müssen ihren Weg finden, auch ohne große Zauberkunst.
Zauberer von Oz als Gegenspieler
"Elphaba ist sehr moralisch und gewinnt sich Respekt durch ihre Leidenschaft, Hilfsbereitschaft und Ehrlichkeit", sagt Kerry Ellis, die in London die grüne Hexe spielt. "Wicked", was je nach Kontext verflixt, verhext und auch bösartig heißen kann, zeige, dass vieles oft anders ist als es scheint. Der Zauberer von Oz, ein blasser Quacksalber ohne Zauber, will die magischen Kräfte des Kindes ausnutzen, um über die Tierwelt zu herrschen. Elphabas Gegenspielerin Glinda ist schön und beliebt, aber im Grunde nur auf ihren eigen Vorteil bedacht und nicht ganz so helle wie Elphaba.
Nur am Rande gibt es in dieser Oz-Version ein Wiedersehen mit dem ängstlichen Löwen, dem Blechmann und der strohdummen Vogelscheuche, die als Filmfiguren neben Judy Garland als Dorothy Millionen Menschen im Gedächtnis sind. "Wicked" - das Buch (1995) stammt von Gregory Maguire - ist an vielen Stellen wie eine Vorgeschichte zum Film erzählt. "Wir werden die Story für das deutsche Publikum anpassen müssen", sagt Produzent Michael McCabe. Sozialkritisches wie etwa Anspielungen auf den wachsenden Fremdenhass in Deutschland werde es allerdings nicht geben. Stattdessen setzt auch diese Stage-Produktion voll auf Showeffekte: jede Menge Nebel, Seifenblasen, fliegende Affen, 350 aufwendige Kostüme und ein Großfeuerwerk an Lichtfarben.
Knapp 30 Bühnenbilder zeigen Elphabas Lebensstationen von der Geburt im Ehebett der Eltern, über die Zeit an der Universität und in der Smaragdstadt, die erste Liebe im Sonnenblumenfeld bis zu ihrem Verschwinden. "Die Fantasy-Welt übt vielleicht deshalb eine so große Anziehung aus, weil wir heute überall hin reisen können - nur dorthin nicht", sagt Klokow, der auch Michael Endes "Unendliche Geschichte" als Musical produzieren will. "Wicked" hat von allen bisher den größten Kultcharakter", sagt der Geschäftsführer der elf deutschen Stage-Theaterstätten. Doch auch er weiß: Der Erfolg von "Wicked" steht und fällt mit dem deutschen Text. (Von Ulf Mauder, dpa)
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