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Herbert Wiesner
© picture alliance / dpa/Michael Reichel

Herbert Wiesner zum 80.: Herz der Fasanenstraße

Holte die Literatur ins Zentrum des alten West-Berlins: Zum 80. Geburtstag des Literaturhaus-Gründers Herbert Wiesner.

Er war ein Pionier. Herbert Wiesner, der aus München gekommene Literaturwissenschaftler und Kritiker, eröffnete im Sommer 1986 in der Berliner Fasanenstraße das erste deutsche Literaturhaus. Ein Ort für Lesungen, Diskussionen, Ausstellungen, mit Buchhandlung, Café und Garten. Damals residierte das belletristisch-intellektuelle Leben vor allem am schönen Rand, im Literarischen Colloquium am Wannsee – und Wiesner, der am Sonntag seinen 80. Geburtstag feiert, holte es auch ins Zentrum des alten West-Berlin.

Man stelle sich vor: Die heute mit ihren Galerien, der Villa Grisebach, dem Kollwitzmuseum und der Gründerzeitvilla des Literaturhauses prunkende Fasanenstraße sollte in den 70er Jahren mal einem Zubringer vom Kurfürstendamm zur Stadtautobahn weichen. Statt hirnlosem Abriss begann dann ein Stück kultureller Wiederaufbau. Und die Literaturhaus- Idee nahmen bald Hamburg, Frankfurt/Main, München und andere Städte auf. Wiesner und sein Stellvertreter, der Schriftsteller Ernest Wichner, der ihm 2003 als Leiter des Hauses nachfolgte, haben so Zeichen gesetzt, über den aktuellen Literaturbetrieb hinaus.

Wiesner setzte Zeichen über den Literaturbetrieb hinaus

Denn ihre von exzellenten Katalog-Büchern begleiteten Ausstellungen zu Walter Serner und Franz Hessel, zur „Prager deutschen Literatur“ vom Expressionismus bis zum Exil oder zur Dichtung aus Czernowitz und der Bukowina (Rose Ausländer, Paul Celan) waren Beispiele der Erinnerungskultur. Ebenso wie Wiesners Idee, zu Beginn des neuen Jahrtausends gerade des Jahrs 1929 als letztem, vom Schatten des Kommenden noch ganz freien Jahr der Weimarer Republik zu gedenken. Auch präsentierte das Literaturhaus im wiedervereinigten Berlin die erste Ausstellung über „Zensur in der DDR“. Zudem initiierte Wiesner Sommerfeste mit eigens in Auftrag gegebenen neuen Theaterstücken.

Jetzt feiert er mit seiner Frau, der Autorin Ursula Krechel, in südlicheren Gefilden. Um danach wieder für den PEN-Club oder in der Stiftung Zukunft Berlin tätig zu sein. Das Literaturhaus selbst ehrt seinen Gründer mit Lesungen aus noch unveröffentlichten Büchern am 31. März.

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