Illustriert von Jim Kay: Harry Potter fängt noch mal von vorn an
450 Million Mal wurden die Harry-Potter-Bücher verkauft und haben eine Generation geprägt. Jetzt startet die Reihe neu - als illustrierte Erzählung.
Neues von Harry Potter? Hat sich J.K. Rowling doch nicht an ihr Konzept gehalten? Nein, nichts dergleichen – oder doch. Es gibt eine neue Ausgabe des ersten Bandes „Harry Potter und der Stein der Weisen“ (Aus dem Englischen von Klaus Fritz, Carlsen Verlag, Hamburg 2015. 256 Seiten, ca. 150 Illustrationen, 24,99 Euro), ein prächtiger Band im Hausbuch-Format mit Schutzumschlag und illustriert von Jim Kay.
„Als ich Jim Kays Illustrationen zum ersten Mal gesehen habe, war das ein sehr bewegender Moment. Ich fand seine Interpretation von Harry Potters Welt großartig und fühle mich geehrt, dass er diese Welt mit seiner Kunst zum Leben erweckt hat“, schreibt J.K. Rowling auf dem Umschlag.
Ein Buch zu illustrieren, das bereits 450 Millionen mal verkauft und auch noch äußerst erfolgreich verfilmt worden ist, ist ein großes Wagnis, denn jeder hat seine Potter-Zauberwelt im Kopf und sie dann am Ende eventuell mit den Filmbildern synchronisiert.
Nun kommt also der englische Illustrator Jim Kay und erfindet einen neuen Harry-Potter-Kosmos. Natürlich kommt er auch nicht an den Filmbildern vorbei, sie sind dominant und haben sich eingeprägt. So beziehen sich nicht wenige Bilder von Schauplätzen oder von Personen auf die Filme.
Und dennoch gelingt es Kay, eine eigene Welt zu schaffen – mit wunderbaren großformatigen Bildern, mit kleinen Einschüben und Vignetten. Draco Malfoy, der seinem Filmbruder sehr ähnlich sieht, malt er magisch realistisch, den großartigen Riesen Rubeus Hagrid düster und geheimnisvoll. Kay spielt auch mit der Kunstgeschichte, stellt Minerva McGonagall und Schulleiter Albus Dumbledore im Stile altmeisterlicher Porträts dar.
Die Architektur in dem Buch schafft Kay neu, verwinkelter, verspielter, während Hogwarts als sehr schlanker hochstrebender Bau gezeichnet wird. Jim Kay wechselt auch die Techniken, mal fotorealistisch, mal aquarellierte Zeichnung, mal nur eine Zeichnung, etwas mit Weiß gehöht wie das Potter-Porträt am Ende. Und wenn es auf den zweispaltig umbrochenen Seiten einmal nichts zu sehen gibt, dann tupft er doch wenigstens ein paar Tintenkleckse auf das Blatt.
Die neue Reihe hat das Zeug, eine Generation Harry Potter 2.0 zu schaffen und damit hätte Kay für die nächsten Jahre gut zu tun, denn die Potter-Bände wurden im Laufe der Zeit immer dicker.
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