Suhrkamp-Streit: Hans Barlach zieht eine Klage zurück
Läuft ins Leere: Hans Barlach muss einsehen, dass er den Insolvenzplan nicht nachträglich zu Fall bringen kann. Er prozessiert aber weiter.
Manchmal hat das extrem kurze Gedächtnis unserer Mediengesellschaft auch sein Gutes. Wie schön war es doch, ein paar Monate nichts von der Suhrkamp-Prozessfront zu hören! Einfach nur neue Suhrkamp-Bücher lesen; einfach nur sich zum Beispiel in der Kneipe mit einem Kollegen an heute nicht mehr so bekannte Autoren erinnern, die man in seiner Jugend gelesen hat, an Hermann Lenz oder Hans Erich Nossack – um festzustellen, dass deren Bücher alle bei Suhrkamp verlegt wurden (die Lenz-Eugen-Rapp-Suhrkamp-Taschenbücher hatten alle verschiedenste Brauntöne).
Bizarr war der Auftritt von Barlach neulich in der 3-Sat-Kulturzeit
Der Nachteil dieser medialen Vergesslichkeit: Man muss sich gerade im Fall Suhrkamp stets auf Neue sammeln, wenn eine Klage eingereicht wird oder ein neues Urteil gefällt wurde. Oder eine Klage zurückgezogen wird, wie jetzt von Hans Barlach, dem Suhrkamp-Minderheitsgesellschafter und ewigen Widersacher von Verlagschefin Ulla Unseld-Berkéwicz. Barlach hatte mit dieser Klage beim Frankfurter Landesgericht der Verlegerin nachträglich verbieten lassen wollen, über ihren eigenen Insolvenz- und Sanierungsplan mit abzustimmen. Weil diese Klage zwar zugelassen, dann aber vom Oberlandesgericht Frankfurt aufgehoben wurde (und Unseld-Berkéwicz mit abstimmte, der Insolvenzplan wurde bei der Gesellschaftlerversammlung im Oktober 2013 zugelassen), ging Barlach in Berufung. Für diese wurde ihm aber jetzt von dem zuständigen Richter gerade im Hinblick auf den inzwischen auch in der Umsetzung befindlichen Sanierungsplan keine Chance eingeräumt, was wiederum Barlach zur Zurücknahme seiner Klage veranlasste.
War es das jetzt? Nein, natürlich nicht. In Erinnerung gerufen sei Barlachs bizarrer Auftritt zusammen mit seinem Anwalt und einem neuen Mitfinanzier in der 3-Sat-„Kulturzeit“: Der hatte was „Reservoir-Dogs“-Mäßiges, so wie die drei Herren im Anzug der Kulturzeitmoderatorin in Barlachs Villa gegenübersaßen: grotesk, daneben, aber zumindest in der Suhrkamp-Sache zu keinen Zugeständnis bereit. Und so sei an dieser Stelle auch an Barlachs Beschwerde gegen die in Berlin vorgenommene gerichtliche Genehmigung des Insolvenzplans erinnert – und an seine Beschwerde beim Verfassungsgericht in Karlsruhe, weil er sich in seinen Grundrechten als Minderheitsgesellschafter nicht ausreichend geschützt sieht. Hans Barlach prozessiert weiter, und der Suhrkamp Verlag verschickte derweil die Vorvorschauen für den Herbst und kündigt darin zum Beispiel Romane von Lisa Kränzler, Lutz Seiler und Ulf Erdmann Ziegler an. Gerrit Bartels
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