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Eklat um Peter Handke: Gut gebrüllt, Demonstranten

Der österreichische Schriftsteller Peter Handke wurde in Oslo, wo ihm der Ibsen-Preis verliehen wurde, von Demonstranten als Faschist bezeichnet. Geht das zu weit oder ist er nicht zumindest ein Faschistenversteher? Ein Kommentar.

Faschist ist ja schnell mal einer. Mitunter ist der Vorwurf, der oder die seien Faschisten, fast ebenso dumpfbackig wie ein Faschist selber. Oft ist er aber auch zutreffend. Etwa im Fall des serbischen Diktators Slobodan Milošević. Man klittert die Geschichte nicht, wenn man sagt, dass Milošević ein Faschist war. Und was ist mit einem, der diesen Faschisten und dessen Massenmorde verteidigt oder zumindest zu relativieren versucht und lauthals in die Welt hinausposaunt, dass diese Welt Milošević und die Serben nur missversteht? Was ist mit so einem Faschistenversteher? Ist der dann auch ein Faschist? Oder verhält es sich mit der Faschisten-Keule wie mit der Antisemitismus-Keule, die scheinbar automatisch und unfair auch jeden Kritiker der israelischen Siedlungspolitik trifft? Oder anders gefragt: Ist der Dichter Peter Handke, der seinerseits im Kosovo-Konflikt eben genau diese Verteidigungstiraden abhielt, ist dieser Peter Handke also dann auch ein Faschist? Die Demonstranten, die jetzt in Oslo vor der Verleihung des Ibsen-Preises den Preisträger Handke als ebensolchen beschimpften, sahen es so. Man, ich, kann das verstehen.

Der Dichter, der sich damals doch auf sehr, sehr dünnes Eis begeben hatte, erwies sich anschließend auch als sehr dünnhäutig und gab den Preis von mehr als 300 000 Euro zurück. Es trifft aber keinen Armen.

Peter Handke, ein Frauenverprügler und Faschistenversteher?

Der Dichter Handke galt mal als das literarische Sprachrohr im deutschsprachigen Raum. Handke zu lesen war mal ein Muss. Ob dann die Lektüre tatsächlich immer bis zur letzten Seite durchgehalten wurde, sei mal dahingestellt. Zu verkopft, zu verschwurbelt, zu elitär, zu arrogant hätte man sein Werk nennen können, wenn man nicht angeben wollte. Der Bewohner des Elfenbeinturms, zu dem nur er Zugang hat, weil der Rest der Menschheit zu doof ist.

Aber das ist nur eine Betrachtung seiner Literatur und hat nichts mit dem Eklat von Oslo zu tun. Eklat? War das ein Eklat, dass Menschen Handke beschimpften? „Wer bist du denn, dass du dich so wichtig nimmst? Bist weder groß noch edel oder gar bescheiden und aufrichtig. Ein eitler Schreiber bist du, der sich sonnt in der Rolle des ,einsamen Rufers‘.“ Das hat die Schauspielerin Marie Colbin geschrieben, als Handke Milosevic hofierte. Sie war mal viele Jahre mit Handke liiert und hat in diesem offenen Brief auch berichtet, dass sie seine Schläge und Tritte noch spürt. Der Dichter, ein Frauenverprügler und Faschistenversteher – ihr Demonstranten von Oslo: Gut gebrüllt.

Helmut Schümann

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