Cicero Open Air in Berlin: Große Schuhe
Roger Cicero singt Songs von Frank Sinatra zum Abschluss von "Classic Open Air" auf dem Gendarmenmarkt.
Beim „Tauschkonzert“ auf dem TV-Sender Vox hat er im vergangenen Jahr „I sing a Liad ...“ verjazzt, den großen Verkaufserfolg des Volksrock ’n’ Rollers Andreas Gabalier. Beim Abschlusskonzert des diesjährigen „Classic Open Air“-Festivals steigt Roger Cicero nun auf dem Gendarmenmarkt in die ganz großen Schuhe von Frank Sinatra. Und kommt dabei nicht ins Stolpern.
Der 1970 in Berlin geborene Sänger hat ja auch eine angemessen schmeichelweiche Stimme mit einem Schuss Sexyness. Und er kann richtig lässig rüberkommen. Besonders die langsamen Nummern gelingen gut an diesem milden Abend, an dem – passend zu einem der schönsten Sinatra-Titel – der „Summer Wind“ sanft über die mit fast 6000 Besuchern voll besetzte preußische Piazza streicht. Im Schmusemodus erklingt „I’ve Got A Crush On You“ mit Besenwischerei auf der Snaredrum und loungig von Akkord zu Akkord gleitenden Bläsern. Mackie Messer treibt sein Unwesen ganz sophisticated im Swing-Rhythmus.
Ziemlich nah am Originalklang der Las-Vegas-Alben Sinatras bleiben die Arrangements, die von Ciceros eigener Bigband souverän ausgeführt und von einer überraschend guten Soundanlage verlustfrei ans Hörerohr übertragen werden. Nur die Art, wie Roger Cicero im ersten Teil seinen eigenen Show-Einheizer gibt, nervt gewaltig. Immer wieder fordert er noch lauteren Applaus ein, immer wieder will er wissen, ob „Berlin“ denn auch wirklich da sei.
Dabei ist die Stimmung auf dem Platz vor dem Konzerthaus von Anfang an bestens. Nicht so kreischhysterisch, wie es der Herr Hütchenträger wohl gerne hätte, eher tiefenentspannt, also angemessen für diese vorgezogene Hommage an „The Voice“, dessen 100. Geburtstag am 12. Dezember ansteht.
Zwei Entertainmentkollegen, die schon beim „Tauschkonzert“ dabei waren, hat sich Roger Cicero zu seiner Vorfeier eingeladen: Sarah Connor und Sasha. „Cheek to Cheek“ wird dabei zur ménage à trois, bei der Altsaxofonist Uli Orth ein gewichtiges Wörtchen mitredet (was in Ordnung geht, da Sarah Connor nun wirklich keine genuine Jazzinterpretin ist). Beim „Luck be a Lady“-Duett dagegen kommt sogar ein Hauch Ratpack-Feeling auf, wobei Sasha mit seiner charmanten Natürlichkeit den Gastgeber glatt an die Wand spielt.
Lustig ist das Medley, bei dem auf die Sinatra-Coverversionen von Simon & Garfunkel respektive Steve Wonder „Get Lucky“ von Daft Punk folgt; als erste Zugabe gibt’s mit „Bad, Bad Leroy Brown“ einen echten Kracher zum Mittanzen, bevor Roger Cicero die Massen dann mit einer selbstbewussten Version von „My Way“ in die Nacht entlässt.
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