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Ralph Rugoff kuratiert die zentrale Ausstellung der Venedig Biennale 2019.
© Paul Zinken/dpa

Pläne für die Großausstellung in Venedig: Gegen den Spaltpilz

Deutlich weniger Künstler und nur aktuelle Werke - so will die Venedig Biennale punkten

Er sei von Anfang an nicht an einem künstlerischen Thema interessiert gewesen, sagt der in Londoner stationierte Kurator Ralph Rugoff als er am Dienstagmittag in der italienischen Botschaft sein Konzept für die nächste Kunstbiennale in Venedig vorstellt. Deren Titel „May you live in interesting times“ gilt dann auch nur als Leitmotiv, um den Blick auf die krisengeschüttelte Welt mittels Kunst neu einzustellen. Am 11. Mai startet die neue Ausgabe der bedeutendsten, alle zwei Jahre stattfindende Kunstschau der Welt. Neben den Länderpavillons gibt es traditionell eine zentrale Ausstellung im Arsenale und den Giardini. Dafür hat Rugoff 79 Künstler ausgewählt, deren Namen bereits vergangene Woche bekannt gegeben wurden. Ein gewichtiger Anteil der Genannten lebt in Berlin, da kann nur New York als Wohnort mithalten.

Die neue Ausgabe soll dieses mal streng zeitgenössisch werden. Nachdem die Kuratoren der letzten Jahre auch viele historische Positionen gezeigt haben – eine Art Trend im aktuellen Ausstellungsgeschehen – will sich Rugoff, der die Londoner Hayward Gallery leitet, auf aktuelle Positionen konzentrieren. Er habe seine Künstler überall gesucht, sagt er keck, „nur nicht auf dem Friedhof“. Die Ausstellung soll stattdessen auf die vergangenen zwei Jahre zurückschauen.

Wie lebt und denkt man in "interessanten Zeiten"?

Was Rugoff hier besonders umtreibt, sind Schlagworte wie „Fake News“ und „Alternative Facts“ und die Tatsache, dass die Gesellschaft in kleine, verfeindete Gruppen zerfällt, die kaum mehr miteinander sprechen. „Ein interessantes Problem für die Kunst“, meint der Kurator.

Der angeblich aus dem alten China stammende Fluch „May you live in interesting times“, den der gebürtige New Yorker als Titel der Schau ausgesucht hat, ist übrigens selbst „Fake“. Etliche westliche Politiker haben diesen Satz bereits in ihre Reden eingebaut von Austen Chamberlain bis Robert Kennedy, dabei hat es in China wohl nie ein solches Sprichwort gegeben.

Fiktionen, die reale Effekte zeitigen, auch das ist ein Thema, dem sich die Biennale nähern will. Die 79 an der zentralen Ausstellung beteiligten Künstler – die Zahl ist bewusst viel geringer als in den Vorjahren – hat Rugoff eingeladen, an den zwei Orten Arsenale und Giardini jeweils zwei unterschiedliche Werke auszustellen. „Die Besucher werden denken, sie haben zwei ganz unterschiedliche Ausstellungen gesehen, dabei sind es die selben Künstler“, kündigt Rugoff an. Mit dabei sind der Klang-Spezialist und Research-Künstler Lawrence Abu Hamdan, etwa mit einem Video, das er bereits in Berlin gezeigt hat und das auch dort, nämlich im Funkhaus in der Nalepastraße, entstanden ist. Außerdem dabei: ein Diorama der französischen Installationskünstlerin Dominique Gonzalez-Foerster und Bilder der aus Südafrika stammenden Fotografin Zanele Muholi.

Komponisten im deutschen Pavillon

Rugoffs Strategie der verschlankten und gleichzeitig verdoppelten Ausstellung will den Perspektivwechsel schulen. Das wird auch im deutschen Pavillon versucht. Den bestreitet die Künstlerin Natascha Sadr Haghighian, die für das Projekt den Namen Natascha Süder Happelmann angenommen hat. Auch ihr Plan wird von der verantwortlichen Kuratorin Franciska Zólyom kurz angerissen: Text, Klang und Raum spielten eine Rolle und ein Team aus Grafikern, Komponisten und die Berliner „Kooperative für Darstellungspolitik“ sei beteiligt. Mehr dazu gibt’ s wohl erst vor Ort.

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