„Buddha“ von Osamu Tezuka: Für Höheres bestimmt
Ein Meilenstein der Comicliteratur: Auf 3092 Seiten hat Manga-Pionier Osamu Tezuka das Leben Buddhas verarbeitet. Jetzt liegt das Mammutwerk erstmals komplett auf Deutsch vor.
Er ist ein Auserwählter, der Erleuchtung erlangen wird. Ein Spross des Königshauses von Kapilavastu und Begründer einer Weltreligion. Die Rede ist von Prinz Siddharta, der sich später Buddha nennen sollte. Kein Geringerer als Osamu Tezuka, dessen Arbeiten Comic-Künstler auf der ganzen Welt inspirieren, hat dem Begründer des Buddhismus eine epische Biografie gewidmet.
Mit dem zehnten Band hat der Carlsen-Verlag die Publikation dieses Mammutwerks, das zwischen 1972 und 1983 entstand, jetzt auf Deutsch abgeschlossen. Auf 3092 Seiten breitet Tezuka darin all das aus, was man zum Leben und zur Epoche Siddharta Gautamas wissen muss. Dabei bilden dessen Suche nach Erleuchtung sowie die Lehre der Barmherzigkeit den goldenen Faden, der die zahlreichen Schicksale und Ereignisse in diesem Werk zusammenhält.
Eine Parabel auf die Würde allen Lebens
Die Geschichte beginnt vor der Geburt Siddhartas in Kapilavastu, der Hauptstadt der stolzen Shakyer. Während die Welt um das Königreich in Bewegung gerät, gehen dort seltsame Dinge vor sich. Mitten in der Trockenzeit sprudelt eine reiche Quelle, ein Heuschreckenschwarm verhindert einen Angriff auf die Stadt, ein weißer Tiger streift durch die angrenzenden Wälder. Es sind die Vorboten des göttlichen Gesandten, der „auf einer strahlend weißen Lotusblüte“ die Erde betreten sollte, wie das Titelblatt des ersten Bandes zeigt.
Mit den weiteren Bänden eilen wir durch Kindheit und Jugend Siddhartas, um schließlich dem Prinzen auf seiner Suche nach dem, was nach dem Tod kommt, zu folgen. Wir wohnen seiner Erleuchtung bei und erleben dann seinen Rückzug von der Welt, während um ihn herum Gewalt und Missgunst Oberhand gewinnen. Doch er muss wieder auf Pilgerschaft gehen und seine friedliche Lehre in die Welt tragen. Der Gedanke der Barmherzigkeit wird in seiner Jüngerschaft zum religiösen Dogma. Mit seinem nahenden Tod wird es auch um den Erleuchteten herum immer dunkler.
Tezukas Reihe liegt seine humanistische Weltanschauung zugrunde, das Comicepos des 1989 gestorbenen Japaners ist eine Parabel auf die Gleichheit der Menschen und die Würde allen Lebens. Deshalb ist diese Erzählung vor allem auch ein Porträt der indischen Verhältnisse im sechsten Jahrhundert unserer Zeitrechnung, als die Menschenwürde durch Krieg und Kastenwesen immer wieder infrage gestellt wurde. An den zahlreichen fiktiven und halbfiktiven Figuren, die Buddhas Lebensweg begleiten, werden die Hoffnungen und Ängste, die Aufklärung in traditionellen Gesellschaften herbeiführt, tiefgründig veranschaulicht.
„Buddha“ ist ein Meilenstein der Comicliteratur, federleicht und seriös, philosophisch und lebensnah. Tezuka beweist sich einmal mehr als „Gott der Comics“ und zeichnet mit Witz und (Selbst-)Ironie sowie beeindruckenden grafischen Mitteln das Bild eines Lebens, das für Höheres bestimmt war.
Osamu Tezuka, Buddha, Carlsen-Verlag, übersetzt von John Schmitt-Weigand, zehn Hardcover-Bände mit jeweils 300 bis 320 Seiten, je 22,90 Euro.
Mehr Tagesspiegel-Artikel unseres Autors Thomas Hummitzsch gibt es hier, und hier findet sich seine Website intellectures.
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