Animationsfilm „Ratatouille“: Frisch auf den Tisch
Wenn es schon unbedingt wieder ein Film mit sprechenden Tieren sein muss, mag man sich beim Animationsstudio Pixar („Findet Nemo“) gedacht haben, dann sollen es nicht Pinguine sein oder anderes niedliches Getier, sondern das Abscheulichste von allen: eine Ratte. Eine ganz besondere Ratte allerdings, denn Remy verfügt über einen hoch entwickelten Geschmackssinn.
Wenn es schon unbedingt wieder ein Film mit sprechenden Tieren sein muss, mag man sich beim Animationsstudio Pixar („Findet Nemo“) gedacht haben, dann sollen es nicht Pinguine sein oder anderes niedliches Getier, sondern das Abscheulichste von allen: eine Ratte. Eine ganz besondere Ratte allerdings, denn Remy verfügt über einen hoch entwickelten Geschmackssinn. Er mag daher keinen Müll mehr essen. Remy pflegt den aufrechten Gang, damit seine Esspfoten den Boden nicht berühren, und bringt sich die hohe Kunst des Kochens selbst bei. Sein Traum: ein großer Koch werden wie der verstorbene Chef Gusteau.
In der Küche des Gusteau-Restaurants in Paris trifft Remy auf den ungeschickten Küchenjungen Linguini. Die beiden tun sich zusammen: „Du kannst kochen“, sagt Linguini, „und ich kann aussehen wie ein Mensch.“ Wie ein Puppenspieler sitzt Remy heimlich unter Linguinis Kochmütze und dirigiert die Bewegungen seines schlaksigen Körpers. Der nervöse Küchenchef Skinner verfolgt die Kochereien des Jungen mit großem Argwohn.
Eine Ratte in der Küche – das kann nicht lange gut gehen. „Ratatouille“ wirkt wie ein kleiner, unbeschwerter Film und ist doch Pixars vielschichtigstes Werk bislang, ein Film, der vom Wesen der Kunst handelt, von der Freundschaft und vom Glauben an die eigenen Fähigkeiten. Zugleich glänzt er mit balletösem Slapstick wie aus Hollywoods Stummfilm-Ära und mit wilden Jagden durch Häuserwände, Abwasserkanäle und ein prächtig leuchtendes Paris. In den sorgfältig recherchierten Küchenszenen herrscht ein herrlich arrangiertes Chaos aus Armen, Hüften und Beinen, Löffeln, Töpfen und viel zu großen Kochmützen. Dampfende Kessel, klirrendes Geschirr und schwingende Türen – ein gefährliches Labyrinth für kleine Nager.
Pixar-Werke unterschieden sich immer schon von Filmen wie „Shrek“ oder „Ice Age“, weil sie keine billigen Witze machen, sondern Geschichten zu erzählen haben von Figuren, die Herz und Seele besitzen – und manchmal sogar psychologisches Profil. „Ratatouille“ ist ein wunderbarer Film, so voller Details, dass man gar nicht weiß, wo man hingucken soll, und es ist ganz gewiss Pixars größter künstlerischer Erfolg bislang. Selbst wenn die feine Balance, mit der Pixar stets Kinder und Erwachsene zugleich anspricht, diesmal leicht zugunsten älterer Zuschauer ausschlägt. Hinreißend. Sebastian Handke
„Ratatouille“, USA 2007, 110 Min., R: Brad Bird
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