Aachener Gedenkschau zu Karl dem Großen: Franken und die Welt
Karl der Große ließ die Kaiserpfalz in Aachen zum Ort der Macht ausbauen. Zur Erinnerung an seinen 1200. Todestag widmet die Stadt dem Frankenkönig nun eine umfangreiche Schau.
Es muss für die Bewohner Aachens vor mehr als 1200 Jahren immer eine Sensation gewesen sein, wenn die Gesandten Harun al Raschids, des Kalifen von Bagdad, die Boten der Kaiser in Byzanz und die Abgesandten des Patriarchen von Jerusalem am Hofe Karls des Großen in Aachen eintrafen. Ein besonderes Spektakel war gewiss 802 die Ankunft des Elefanten Abul Abaz, einer Gabe des Kalifen. Dieser machte damit dem Herrscher des Frankenreiches seinen einzigen Elefanten zum Geschenk. Allein diese diplomatischen Beziehungen verdeutlichen den Rang des fränkischen Kaisers Karl des Großen.
Wie aber hätte er seine Gäste empfangen sollen, wenn er, wie es damals üblich war, mit seinem Hof nur von Pfalz zu Pfalz gereist wäre? Karl nutzte die Pfalz in Aachen als Winterquartier und baute sie allmählich zum ständigen Regierungssitz aus. Zur Erinnerung an seinen 1200. Todestag widmet die Stadt dem Frankenkönig nun eine umfangreiche Schau: „Karl der Große. Macht Kunst Schätze“.
Die Sonderausstellung „Orte der Macht“ im Aachener Rathaus zeigt eindrucksvoll, wie Karl seinen Hof im Laufe der Jahre von 794 an verstetigt hat, wie sich seine Aufenthalte in Aachen häuften und wie er begann, inmitten der Stadt, die schon zu Römerzeiten besiedelt war, eine repräsentative permanente Hofhaltung errichten zu lassen. Das heutige Rathaus basiert auf der karolingischen Königshalle und der Aachener Dom auf der karolingischen Marienkirche.
Sie liegen einander am Katschhof, dem damaligen Hof der Kaiserpfalz, gegenüber. Zwischen beiden Bauten bestand ein Verbindungsgang in Form eines lang gestreckten Hauses, das von einem Portikus unterbrochen wurde. Dort befindet sich heute das Centre Charlemagne – Neues Stadtmuseum Aachen, das zur Karls-Ausstellung eröffnet wird und die Kunst der Karolingerzeit präsentiert. Die umliegenden Häuser beherbergten damals alles, was für die Logistik einer repräsentativen Hofhaltung nötig war.
Karl ließ die Pfalz nach antiken Vorbildern errichten
Auch heute noch bekommt man schnell einen räumlichen Eindruck von der Ausdehnung der Kaiserpfalz. Und wie neuere Forschungen ergeben haben, war sie eben nicht auf der grünen Wiese, sondern in einer beliebten römischen Kurstadt erbaut worden. Ein Prozess, der sich über Jahre hinzog. Man kann sogar davon ausgehen, dass manche Gesandtschaft auch auf einer Baustelle empfangen wurde.
Nach Erkenntnissen von Archäologen und Historikern ließ Karl der Große die Pfalz nach Vorbildern errichten. Dabei haben verschiedene Einflüsse eine Rolle gespielt, von Rom über Byzanz bis hin zu Ravenna. In gewisser Weise folgt die Pfalzanlage in der Gegenüberstellung von Palast und Kirche (Tempel) mit einem Verbindungsgang antiker Baukunst. Die Ausstattung der Räume war nicht so prunkvoll wie in Byzanz. Dennoch galt der Repräsentationsanspruch nicht nur gegenüber den Untertanen des Fränkischen Reiches. Karl zielte ganz bewusst darauf ab, auch internationale Gesandtschaften aus Italien und Kleinasien gebührend zu empfangen und damit seinen Machtanspruch als Kaiser zu untermauern. Dort verstand man die antike Architektursprache – das wusste Karl für seine Zwecke zu nutzen.
Ein Beispiel dafür ist die ehemalige Marienkirche. Denn, kann man die Königshalle etwa als den Palast Davids interpretieren, so sind die Forscher heute der Meinung, dass die Kirche Anklänge an den salomonischen Tempel in Jerusalem habe. Damit wurden weltliche und kirchliche Machtansprüche Karls des Großen architektonisch vereint und für Gesandte aus fernen Ländern nachvollziehbar.
In diesem Kontext ist das Rathaus als Ausstellungsort für das Kapitel „Macht“ gut gewählt.
Unter dem Titel „Karl der Große. Macht Kunst Schätze“ finden in Aachen vom 20. Juni bis zum 21. September an drei verschiedenen Stationen Ausstellungen statt: „Orte der Macht“ im Krönungssaal des Rathauses, „Karls Kunst“ im neuen „Centre Charlemagne“ und „Verlorene Schätze“ in der Domschatzkammer.
Öffnungszeiten: So.–Mi.: 10–18 Uhr, Do.,Fr., Sa.: 10–21 Uhr
Öffentliche Führungen täglich 11.15, 15.15 Uhr; Do., Fr., Sa.: 19.15 Uhr 2 Euro (zuzüglich Eintritt)
Reservierungen und Infos zu weiteren Führungen:
aachen tourist service e.v.
Telefon: 0241 180 29 60
oder E-Mail: tour@aachen- tourist.de
Eintrittspreise:
Einzelticket: 6 Euro, ermäßigt 4 Euro
Kombiticket: 14 Euro, ermäßigt 10 Euro
Kinder unter sechs Jahren haben freien Eintritt.
Mehr Infos im Internet unter: www.karldergrosse2014.de
Rolf Brockschmidt
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