Endzeit-Comic „Gung Ho“: Ferienlager am Ende der Welt
Der Endzeit-Comic „Gung Ho“ zieht die Leser vor allem über seine Ästhetik ins Geschehen. Im Gespräch erklären Benjamin von Eckartsberg und Thomas von Kummant ihr Erfolgsrezept.
Es muss was im Busch sein. Sonst funktioniert es nicht. „Ich mag es einfach, wenn eine Figur durch die Landschaft latscht und da immer was aus dem Busch springen kann“, sagt Benjamin von Eckartsberg. Und Büsche, aus denen das Böse springen kann, gibt es in der Endzeiterzählung „Gung Ho“ von von Eckartsberg und Thomas von Kummant zur Genüge.
Kürzlich ist der erste Band erschienen, und er vermittelt dem Leser eine grundsätzliche Spannung, es geht um die Menschlichkeit und wie lange sie aufrechterhalten wird. „Endzeitstimmung ist immer eine andere Atmosphäre, die man nicht kennt, und da gibt es irgendwelche Kreaturen, die es so nicht gibt“, sagt von Kummant. „Das ist für einen Zeichner immer ein gefundenes Fressen, sich da auszutoben.“
Hinter den Mauern: Die Reißer
Mit ihrem gemeinsamen Comic „Gung Ho“ haben die beiden Illustratoren und Künstler aus München ein Werk geschaffen, das sich visuell deutlich von anderen Veröffentlichungen abhebt. Vor allem Licht spielt eine wichtige Rolle im ersten Band „Schwarze Schafe“, der in die Geschichte einführt, aber dabei manchmal noch ein wenig Skizze bleibt. Aber er zieht den Leser über seine Ästhetik ins Geschehen.
Die Welt ist in „Gung Ho“ am Ende. Wieder einmal. Die Menschen leben zurückgezogen in kleinen Siedlungen, deren einziger Schutz ihre bewachten Mauern sind. Dahinter: Reißer. Eine Mischung aus Wolf, Affe, Bär; offenbar stets schlecht gelaunt, hungrig und eben im Busch.
In dieses Setting platzen die Brüder Archer und Zack Goodwoody, die als Problemfälle aus einer anderen Siedlung rausgeflogen sind, nun nach Fort Apache kommen und sich mit einer Gruppe Jugendlicher anfreunden. „Natürlich steigern sich Action und auch die Fallhöhe des Ganzen. Aber wir steigen absichtlich langsam ein, weil wir Sachen erzählen wollen, die einen leichteren Ton haben“, sagt von Eckartsberg. „Das geht schlecht, wenn am Anfang nur Mord und Totschlag herrscht. So entwickelt sich das stetig nach oben.“
Die Idee zu „Gung Ho“ gab es schon vor neun Jahren, allerdings eher für das Setting, das Dorf, die Mauern und die Gefahren dahinter. Auch dass es um Teenager gehen sollte, stand für von Eckartsberg früh fest. „Ich hatte auch schon visuelle Ideen, Szenen und Charaktere. Es hat aber Jahre gedauert, bis ich mich damit wieder beschäftigt habe“, sagt der 43-Jährige. Genau genommen bis 2011, als die beiden Zeichner den zweiten Band der Hohlbein-Comic-Adaption „Die Chronik der Unsterblichen“ fertiggestellt hatten.
Es war klar, dass „Gung Ho“ arbeitsintensiv werden würde. Dass die Serie zuerst in Frankreich veröffentlicht wurde, war für die beiden Zeichner ein Glücksfall. Denn ihr französischer Verleger finanzierte ihnen die Arbeit. So konnte sich von Eckartsberg elf Monate auf die Story konzentrieren, die 400 Seiten umfasst, und von Kummant sich an das Design machen. Den Abschluss der Geschichte hat von Eckartsberg bereits geschrieben, die komplette Serie liegt bereits als Skript auf dem Schreibtisch des 42-jährigen Thomas von Kummant.
Durch eine spezielle Technik, die mit einer Collage zu vergleichen ist, erzeugt von Kummant einen Stil, der stark an Animationsfilme erinnert, aber doch sehr viel Eigenständiges mitbringt – Ferienlageratmosphäre zum Ende der Welt, wie wir sie kennen. Den Kontrast zwischen Leichtigkeit und Schwere in ihrer Geschichte haben die beiden Künstler so stark in die Bilder übertragen, die sie in klare Panelstrukturen legen. Schnitt und Story sind wichtiger als Experimente im Layout.
Das sorgt für viel Aufmerksamkeit – auch auf dem deutschen Markt. Cross Cult veröffentlichte den ersten Band zum Comic-Salon Erlangen im Juni. Eine eigene Ausstellung gab es dort. Bei den Signierstunden standen die Besucher teilweise eine Stunde in der Schlange. Was auch an den aufwändigen Zeichnungen der beiden Künstler lag. Der Erfolg freut das Duo – dieses Mal umso mehr, weil es ihre eigene Geschichte ist. Und auch wenn der erste Band „Schwarze Schafe“ noch nicht in die Tiefe einsteigt, ist es ein erstes Kapitel in einer Serie, die noch vielschichtiger, schneller und dunkler in ihrer Story werden kann. Alleine schon weil hoffentlich bald mehr Gefahren aus dem Busch von „Gung Ho“ springen werden. Und das müssen nicht immer Reißer sein, wie der erste Band bereits andeutet.
Benjamin von Eckartsberg und Thomas von Kummant: Gung Ho, Cross Cult, Band 1 "Schwarze Schafe", 80 Seiten, 22 Euro, limitierte Vorzugsausgabe mit über 40 Seiten Extras und Landkarte zum Auffalten: 35 Euro.
Björn Bischoff
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