Der Erfolg von "Fack ju Göhte": Fack ju Pisa!
Über sechs Millionen Zuschauer haben die Teenager-Komödie "Fack ju Göhte" seit dem Start im November bereits gesehen. Ein deutscher Überraschungserfolg. Frechheit siegt oder woran liegt's?
Keine Frechheit ohne Bildung: Wenn die Deutschen respektlos sind, dann gerne mit pädagogisch wertvollem Werkzeug im Gepäck. Ein Stereotyp? Aber unbedingt, und was wäre das Kino ohne Stereotypen. Vielleicht genügt ja schon der Filmtitel als Erklärung dafür, dass sich Bora Dagtekins Schulkomödie „Fack ju Göhte“ trotz spätem Filmstart im November zur erfolgreichsten nationalen Produktion 2013 gemausert hat. Und warum sie mit mittlerweile sechs Millionen Zuschauern den üblichen Kinohitproduzenten Schweiger, Schweighöfer und Bully Herbig Konkurrenz macht.
Vergiss den Dichterfürsten, vergiss die Rechtschreibreform, fack ju Pisa, fack ju Rütli, wir schreiben so falsch, wie wir wollen! Die Jugendlichen im Kino applaudieren am Ende, längst amüsieren sich auch ältere Semester über den Hilfslehrer Müller, der in Wahrheit ein Bankräuber ist und den Kids aus sogenannten bildungsfernen Schichten mit Paintballknarre und Four-Letter-Words beikommt.
Spätestens seit dem „Fliegenden Klassenzimmer“ und der „Feuerzangenbowle“ sind Schulkomödien eh eine ziemlich sichere Nummer, von Highschoolfilmen wie „American Pie“ und Internatsserien wie „Harry Potter“ zu schweigen. Aber man muss sie auch können. Da genügt es nicht unbedingt, den Teenieschwarm Elyas M’Barek als Hilfslehrer in die Goethe-Gesamtschule zu schicken.
Es gehört auch Tempo dazu, und "Fack ju Goehte", hat tatsächlich einen Drive, der nicht nach der Hälfte erlahmt wie sonst so oft in deutschen Komödien. Zwar verläuft der Plot in reichlich konventionellen Bahnen – Gangster mausert sich zum Superpädagogen, Kids lernen das Lernen, Mauerblümchen-Lehrerin (Karoline Herforth) blüht auf und kriegt den ruppigen Helden, ach ja. Der Film polarisiert. Aber dass „Fack ju Göhte!“ sich bis zum Schluss eine gewisse Grundaggressivität bewahrt, gehört unbedingt auf die Plus-Seite. Und, apropos Goethe, die Lust am Spiel mit der Sprache.
Schon in „Türkisch für Anfänger“ war Bora Dagtekin dem deutschen Idiom lustvoll und drastisch ans Leder gegangen. In „Fack ju Göhte“ übersetzt er den Jargon des Schulhofs, der Straße, der Milieus ebenfalls in halbwegs anarchische Kinodialoge. „Chantal, heul leiser!“, „Boah, nicht schon wieder KZ!“ - die Sprüche haben Konjunktur in den sozialen Netzwerken.. Für eine Revolution im deutschen Unterhaltungsfilm reicht der kräftige Schuss Hip-Hop und Verbalsabotage nicht unbedingt, für ein Rebelliönchen allemal. Und für Millionen Zuschauer.
Noch etwas, für die Älteren: Katja Riemann als bärbeißige Rektorin ist Bombe!
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