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Hauptdarsteller, Textbuchautor und Komponist des Stückes: Lin-Manuel Miranda.
© dpa

„Hamilton“ bei den Tony Awards: Elf Tonys für „Hamilton“

Die Broadway-Show „Hamilton“ hatte schon im Vorfeld zu den Tony-Awards den Rekord für die meisten Nominierungen gebrochen. Für einen zweiten Rekord reichte es dann leider nicht ganz.

Mit der gleichnamigen Lady hat dieser Herr Hamilton nichts zu tun. Sie ist als legendäre Geliebte von Lord Nelson in die Geschichte eingegangen, er als erster Finanzminister der USA. Doch während die 1765 in England Geborene als dank zahlloser Romane, Theaterstücke und Filme über ihr bewegtes Sexualleben Teil des kollektiven Gedächtnisses wurde, blieb der zehn Jahre ältere, aus der Karibik nach New York ausgewanderte Alexander Hamilton selbst für seine Landsleute nur der papierne Altvordere, dessen Konterfei den Zehn-Dollar-Schein ziert.

Als 2009 bei einem Poetry-Slam im Weißen Haus zu Barack Obamas Amtsantritt ein 29-jähriger Musiker ans Mikro trat und erklärte, er arbeite gerade an einem Hip-Hop-Album über Alexander Hamilton, brach das Publikum in Lachen aus. Lin-Manuel Miranda aber ließ sich nicht beirren – und fand tatsächlich Geldgeber, die sein „Hamilton“-Stück in New York herausbrachten. Mit ihm selber als Hauptdarsteller. Und Textbuchautor. Und Komponisten.

Was folgte, war der größte Hype um eine Broadway-Show seit „My Fair Lady“. Die Tickets sind bis Januar 2017 ausverkauft, wer keine astronomischen Schwarzmarktpreise zahlen kann oder will, dem bleibt als einzige Hoffnung die Online-Lotterie, bei der täglich 21 Eintrittskarten für die Show im Richard Rogers Theatre in der 46. Straße vergeben werden. Für Promis freilich gilt das nicht: Hillary Clinton, Beyoncé und Paul McCartney schafften es an allen Schlagen vorbei in den Saal. Und zeigten sich ebenso begeistert wie alle anderen Zuschauer.

Die weißen Gründerväter werden von Migranten gespielt

Was die Massen fasziniert, ist zum einen die wilde Mischung aus Hip-Hop und traditionellem Broadway-Theater. Und zum anderen Lin-Manuel Mirandas Entscheidung, die Rollen der weißen Gründungsväter Amerikas um George Washington fast durchweg mit Migranten zu besetzen. Der 35 Jährige selber stammt aus einer puerto-ricanischen Familie, neben ihm spielen weitere Latinos sowie Afroamerikaner und Darsteller mit asiatischem Hintergrund. So setzt „Hamilton“ einen Kontrapunkt zur Debatte um die fehlenden Farbigen bei der letzten Oscar-Verleihung. Hier wird die glorreiche Geschichte des „land of the free“ von den Minderheiten erzählt. Und zwar in rasant schnellem Sprechgesang: 20 000 Wörter sollen in den zweieinhalb Stunden Spieldauer der Show fallen. Was revolutionär ist für das Genre, das normalerweise dazu tendiert, selbst komplexe Inhalte in schlichteste Mitsing-Refrains zu pressen.

Nur konsequent, dass „Hamilton“ schon im Vorfeld der diesjährigen Tony-Awards einen Rekord brach: Mit 16 Nominierungen übertrumpfte Mirandas Geniestreich „The Producers“, die im Jahr 2001 15 Mal für die seit 1947 vergebenen, nationalen Musical-Trophäen vorgeschlagen worden waren. Mel Brooks Groteske räumte damals schließlich zwölf Tonys ab. Knapp dahinter hat sich nun auch der große Gewinner des gestrigen Abends positioniert:„Hamilton“ gewann elf Trophäen, darunter die Auszeichnung für das beste Musical, Libretto, die Musik, Hauptdarsteller (Leslie Odom Jr.) und Nebendarsteller (Daveed Diggs und Renée Elise Goldsberry).

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