Konzert mit dem RIAS-Kammerchor: Einladung zur Bauernhochzeit
Märsche, Reime, Hochzeiten: Werke des humoristischen Querdenkers Mauricio Kagel treffen auf Leoš Janáček und Igor Strawinskys. Dessen Ballettmusik zu „Les Noces“ erklingt erstmals in einer Frühfassung der Partitur mit mechanischen Instrumenten.
Mauricio Kagel war einer der eigenwilligsten kompositorischen Erscheinungen des 20. Jahrhunderts: ein Querdenker, dessen vielschichtiges musikalisches Œuvre sich jeder Schubladisierung verweigerte. Mit oft unwiderstehlichem Humor hat sich der vor fünf Jahren verstorbene Kagel einen faszinierend eigenwilligen Weg durch die Musik der Moderne gebahnt. Einige markante Wegweiser stellt dieses Konzert auf, in dem unter dem Motto „Märsche, Reime, Hochzeiten“ neben ausgewählten Werken Kagels auch Kompositionen zweier anderer Individualisten der Moderne zu erleben sind: freche „Kinderreime“ von Leoš Janáček und Igor Strawinskys die russische Volksmusik radikal neu interpretierende Ballettmusik „Les Noces“.
Strawinsky wollte für die Musik der „Bauernhochzeit“ neben Gesangsstimmen und Schlagzeug auch Maschinen, mechanische Klaviere, Pianolas einzusetzen; „vollkommen homogen, vollkommen unpersönlich und vollkommen mechanisch“ sollte der Klang sein. Die ersten beiden Bilder arbeitete er für diese Besetzung aus, doch dann ließen ihn die unzureichende Mechanik der Pleyel-Instrumente und die Einwände Sergej Diaghilews von seinen Plänen absehen. Der holländische Komponist Theo Verbey hat Strawinskys damals schon weitgediehene Pläne 2007 zu Ende geführt. Beim Musikfest Berlin wird diese Fassung von „Les Noces“ für Solisten, Chor, Harmonium, Schlagzeug und live gespielter Pianola erstmals der Öffentlichkeit präsentiert, aufgeführt vom RIAS Kammerchor und dem Ensemble musikFabrik unter der Leitung von James Wood.
Manche Vorgänge sind unberechenbar; doch die experimentelle Musik ist sehr berechenbar geworden. Ich interessiere mich nicht für den alten Gegensatz von Avantgarde und Rückzug. Ich bin ein klassisches Beispiel für jemanden, der Dinge gemacht hat, die zur Zeit der Avantgarde nicht zum Mainstream gehörten. Stilvorgaben zu befolgen, dagegen habe ich mich immer verwehrt. Stücke, die ohne Anarchie geschrieben werden, ohne Verstöße gegen festgemauerte stilistische Regeln, sind mehr oder weniger ungenießbar. (Mauricio Kagel)
RIAS Kammerchor / Ensemble musikFabrik
Märsche, Reime, Hochzeiten
Samstag 14.09.2013, 20:00, Kammermusiksaal der Philharmonie
Mauricio Kagel [1931-2008]
aus: Zehn Märsche um den Sieg zu verfehlen
für Bläser und Schlagzeug [1978/79]
Märsche Nr. 1, 2, 4, 5, 7, 8 und 9
aus: Rrrrrrr 7 Stücke für gemischten Chor und Klavier [1981/82]
Nr. 3 Resurrexit Dominus
Nr. 5 Rex tremendae
Verborgene Reime [2006/07]
für Chor und Schlagzeug
Leoš Janáček [1854-1928]
Ríkadla
Kinderreime für Kammerchor und 10 Instrumente [1926]
Igor Strawinsky [1882-1971]
Les Noces
für vier Solisten, Chor, Pianola, 2 Cymbaloms, Harmonium und Schlagzeug [Fassung 1919]
vervollständigt von Theo Verbey [2007]
Uraufführung der Verbey-Fassung mit Live-Pianola
Anu Komsi Sopran
Annamária Kovács Alt
Nigel Robson Tenor
Andreas Fischer Bass
Enikö Ginzery, Françoise Rivalland Cimbalom
Michael Weilacher, Adam Weisman Schlagzeug
Marie-Noëlle Bette Harmonium
Rex Lawson Pianola / Realisation der Pianola-Rollen
Ensemble musikFabrik
RIAS Kammerchor
James Wood Leitung
Eine Veranstaltung der Berliner Festspiele / Musikfest Berlin in Kooperation mit dem RIAS Kammerchor
Einführung 19:00 Uhr
© Mark Schulze Steinen/Berliner Festspiele
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