Christoph Eschenbachs 80. Geburtstag: Einfach hinreißend
Mit einem sechstägigen Fest wird im Berliner Konzerthaus der 80. Geburtstag des Dirigenten Christoph Eschenbach gefeiert.
Welche Hingabe, welche Spiellust! Welch samtiger Schmelz der Streicher, funkelnde Beweglichkeit und Beseelung der Holzbläser, weicher Glanz im Blech! Das Orchestre de Paris wird damit nicht nur der hochdifferenzierten Instrumentation gerecht, mit der Hector Berlioz in seiner „Symphonie fantastique“ die Orchestervirtuosität in die Zukunft katapultierte.
In absoluter Einmütigkeit mit dem Dirigenten Christoph Eschenbach, in zugewandter Präsenz wird jeder Ton zum Erlebnis, zum Mosaikstein eines faszinierenden Klanggemäldes. Schon wie Eschenbach die ersten zarten Linien in den Raum stellt, ihre Auf- und Abschwünge nachzeichnet, ihre Brüche schmerzhaft nachschwingen lässt, wird zum zwingenden Erlebnis.
Gerade durch die Betonung des Fragmentarischen erwartet man atemlos das Folgende. So kann der Spannungsbogen nie zerbrechen; stets hat Eschenbach das große Ganze im Blick. Das verfolgt er auch, indem er die Berlioz’sche Beethoven-Verehrung nicht nur in der an die „Pastorale“ angelehnten „Szene am Bach“ deutlich macht. Sondern auch als Weiterführung Beethoven’scher Kühnheiten insgesamt, in der grandios zersplitternden Form ebenso wie in zahlreichen Akzenten, Brüchen, Schockmomenten. Der „Gang zum Richtplatz“, der „Hexensabbath“ werden vollends zur virtuosen Explosion.
Man sieht ihm die 80 Jahre nicht an
Der Jubel danach will nicht enden und provoziert noch einen schwungvollen „Rakoczy-Marsch“. Mit dem hinreißend musizierten Berlioz macht der Jubilar sich und seinen Gästen das schönste Geschenk.
Zu feiern ist Eschenbachs 80. Geburtstag, was man dem so schwungvoll und kommunikativ agierenden Maestro kaum glauben mag. Zu den zahlreichen Gratulanten beim sechstägigen Jubelfest im Konzerthaus am Gendarmenmarkt gehört das Orchestre de Paris, dessen Chef er von 2000 bis 2010 war.
In einem vielgestaltigen Kammerkonzert gratulierten Freunde und Partner wie Midori, Marisol Montalvo oder Matthias Goerne. Den Schlusspunkt werden vom heutigen Freitag bis zum Sonntag der Pianistenfreund Tzimon Barto und das Konzerthausorchester setzen, das Eschenbach seit dieser Saison mit großem künstlerischen Gewinn leitet.
Zu den Gratulanten gehören Lang Lang und Ray Chen
Das Orchestre de Paris zeigt seine Verbundenheit mit dem Dirigenten, indem es gleich an zwei Abenden in Berlin gastiert. Am ersten ist der junge Geiger Ray Chen dabei, den Eschenbach früh entdeckt und gefördert hat und den er jetzt in Mendelssohns Violinkonzert quasi auf Händen trägt.
Schön, wie in diesem hochvirtuosen Konzert die Poesie stets im Vordergrund steht, sei es in den melodisch ausmusizierten Passagen im Kopfsatz wie im nicht zu rasch genommenen, dadurch umso mehr seinen Witz enthüllenden Finale. Auch das ausdrucksvolle Andante und die pointierten Dialoge mit dem Orchester beweisen Chens Gestaltungskraft, über alle technisch-klangliche Perfektion hinaus
Am Donnerstag folgte mit Lang Lang dann ein internationaler Medienstar, der ebenfalls zu den vielen Künstlern gehört, deren Talent von Eschenbach frühzeitig gefördert wurde.