Lang ist die Agenda der neuen Kulturstaatsministerin. Und es handelt sich da nicht nur um Fragen und Komplexe der Hauptstadt, die auf Monika Grütters warten. Die Finanzierung der Künstlersozialkasse, in die immer mehr Freischaffende drängen; die Neuordnung der Institutionen, die mit Raubkunst, Provenienzforschung und Restitution beschäftigt sind; das Zusammenwirken von Bund, Ländern und Kommunen bei der Sicherung der Kultureinrichtungen; die zahllosen Baustellen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz: Das sind keine Kleinigkeiten. Und viele dieser Themen verlangen schnelle Antworten und Lösungen.
Die Frage des Kulturforums zum Beispiel. Ist mit den Neubauplänen eines Museums für die klassische Moderne an der Sigismundstraße das letzte Wort gesprochen? Geht es nicht doch großzügiger, mit einem Gebäude vorn an der Potsdamer Straße? Ist der Masterplan der Stiftung – und die Vereinigung von Skulptur und Malerei auf der Museumsinsel – wirklich passé?
Monika Grütters kommt aus Berlin, sie kennt all diese Endlosdebatten, die häufig mit einem schalen Kompromiss zu enden pflegen, zur Genüge. Aus der größten Kulturbaustelle soll einmal das Humboldtforum wachsen. Dieses nationale Projekt hat Monika Grütters zu ihrer Herzensangelegenheit gemacht. Über das Humboldtforum hielt sie bei der Klausurtagung der Bundesregierung in Meseberg einen leidenschaftlichen Vortrag. Denn es geht beim Humboldtforum nicht um irgendein „Schloss“ mit einem modernen Völkerkundemuseum.
Das Humboldtforum – so sieht es auch Hermann Parzinger, der Präsident der Preußenstiftung – wird eine Ausstellungs- und Begegnungsstätte neuen Typs. Hier präsentiert sich, sagt Monika Grütters, die Bundesrepublik Deutschland in Zukunft der Welt. Die Humboldt-Universität, die das Weltläufige schon im Namen trägt, wird sich einbringen. Ob die Landesbibliothek am Ende dabei sein wird im Humboldtforum, scheint fraglich. Das Land Berlin plant schließlich, in Tempelhof eine große moderne Bibliothek zu errichten. Dann wäre im Humboldtforum mehr Platz für die Sammlungen aus Dahlem, die zu den reichsten weltweit zählen.
Das Humboldtforum hat ein Imageproblem nach wie vor. Die meisten Zeitgenossen sprechen nur vom „Schloss“ mit der hässlichen Ostfassade nach dem Entwurf des Architekten Franco Stella.
Die Vorzüge und Chancen dieser zentralen Kultureinrichtung vermitteln sich nicht ohne Weiteres. Deshalb will die Kulturstaatsministerin „nicht nur das bauliche Geschehen begleiten, sondern vor allem auch die inhaltliche Gestaltung.“ Monika Grütters plädiert für die Berufung eines Intendanten für das Humboldtforum, um der Sache eine Seele zu geben. Die Person sei durchaus im internationalen Rahmen zu finden. Mit einem Intendanten oder einer Intendantin, sagt Grütters, „könnte das Humboldtforum zeigen, dass die Kulturnation Deutschland die Herausforderung einer multiethnischen Gesellschaft annimmt, dass wir im Dialog mit den Kulturen der Welt Antworten auf die großen Menschheitsfragen suchen.“
Das sind große Worte – aber daran hat es hier bisher gefehlt. Von Bundesseite kam wenig bis nichts. Auch Berlins Regierender Bürgermeister und Kultursenator Klaus Wowereit hat sich zum Humboldtforum bestenfalls pflichtschuldig geäußert. Das wundervolle, wichtige Projekt will Monika Grütters nun aus dem schlecht gelaunten Berliner Klein-Klein herausheben. Und wenn man einmal nach Paris schaut, weiß man, dass sie recht hat. Von Mitterands Bibliothek über die Louvre-Pyramide zum Musée Branly stehen dort die stolzen, beispielhaften grands projets.
Zu den Berliner petits projets gehört die Freiheitsschaukel, das Einheitsdenkmal. Das hat Grütters geerbt. Mit all den Problemen der Baustelle, für die sich plötzlich der Landesdenkmalschutz interessiert, offenbar auch der Tierschutz (wegen irgendwelcher Fledermäuse). Behindertengerecht scheint die Planung auch nicht zu sein. Vorschlag zur Güte: Schenkt die Schaukel den Leipzigern. Denn die haben mit ihrem Denkmal für die deutsche Einheit noch mehr Ärger.Rüdiger Schaper
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