Gretel Escher gestorben: Eine Pionierin der deutschen Comic-Szene
Wie erst jetzt bekannt wurde, ist die langjährige Texterin des "Hörzu"-Comics "Mecki" vergangene Woche in der Schweiz gestorben. Sie prägte eine der wichtigsten deutschen Comicserien der Nachkriegszeit.
Gretel Escher (geb. Kirchhoff) teilte das Schicksal vieler Ehefrauen von bedeutenden Künstlern – nicht nur Comic-Zeichnern! –, dass ihr mitunter essentieller Beitrag zum Entstehen der Werke lange Zeit wenig oder gar nicht gewürdigt wurde. Auch bei der Comic-Serie "Mecki" wurde über lange Zeit ausschließlich auf Reinhold Escher als Schöpfer der Figur und der beliebten Geschichten mit dem "Redaktionsigel" der Programmzeitschrift "Hörzu" verwiesen. Dabei kann Gretel Eschers Mitwirken gar nicht überschätzt werden, nahm ihr Anteil an der Arbeit mit den Jahren doch stetig zu, nachdem ihr Mann 1951 damit begann, die Comic-Geschichten mit Mecki regelmäßig in der "Hörzu" zu veröffentlichen.
Geheiratet haben Reinhold Escher und Gretel Kirchhoff, die damals als Journalistin arbeitete, im Jahr 1940. Danach lebten und arbeiteten sie über viele Jahrzehnte in Hamburg, wo auch die Redaktionen vieler Zeitungen und Magazine ihren Sitz hatten, für die Reinhold Escher als Pressezeichner schon vor dem Krieg tätig wurde. Dort wurde nach dem Krieg – zunächst nur für die britische Besatzungszone und später bundesweit – auch die "Hörzu" herausgegeben, für die "Mecki" entstand.
Wenn für "Mecki" eine neue, oftmals dann über viele Monate in wöchentlichen Fortsetzungen erscheinende Geschichte geplant wurde, verständigten sich die Eschers zunächst immer über den Handlungsort. Dann setzte unmittelbar der Part von Gretel Escher ein, wenn anschließend umfangreiche Literatur zur entsprechenden Thematik herbeigeschafft und zahlreiche Bildbände durchgearbeitet wurden. Daran schloss sich die Entwicklung der Figuren der Geschichte an und Gretel Escher entwarf einen groben Handlungsplan, der als Exposé bei der Chefredaktion zur Genehmigung eingereicht wurde.
Wenn diese Hürde genommen war, schrieb Gretel Escher auf der Schreibmaschine für ihren Mann das komplett ausgearbeitete Szenario, das alle Texte enthielt, die auf den Comic-Seiten Verwendung fanden. Über die Jahre stellte sich so eine Routine ein und über gut ein Vierteljahrhundert gestaltete Gretel Escher zusammen mit ihrem 1994 verstorbenen Mann Comic-Abenteuer, die bis heute unvergessen sind.
Gerade in den vergangenen Jahren wurde den "Mecki"-Comics, die heute von Hansi Kiefersauer – zusammen mit seiner Frau Lilli Herschhorn! – gestaltet werden, wieder mehr Beachtung zuteil. Erstmals wurden sie jetzt in aufwendig produzierten Comic-Alben nachgedruckt, für die Gretel Escher und ihre Tochter Regine Mosimann wertvolle Originale aus dem Familienbesitz zur Reproduktion bereitstellten. Und eine große "Mecki"-Wanderausstellung – zusammengestellt vom Wilhelm-Busch-Museum Hannover – tourte ab 2010 durch Deutschland.
Mit Gretel Escher, die am 24. Juni ihr 100. Lebensjahr vollendet hätte, verliert der deutsche Comic eine seiner großen Pionierinnen. Gretel Escher hat mit ihrem Schaffen entscheidend dazu beigetragen, dass gerade der Zeitschriften-Comic nach dem Zweiten Weltkrieg der Neunten Kunst in Deutschland zu einer ersten großen Blüte verhalf.
Martin Jurgeit
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