zum Hauptinhalt
Klaus-Dieter Lehmann, Präsident des Goethe-Instituts.
© dpa

Goethe-Institut: Eine Angst geht um in Europa

"Wenn die Freiheit bedroht ist, müssen wir unseren Beitrag leisten, sie zu verteidigen": Wie das Goethe-Institut ins neue Jahr geht.

Großen Zuspruch verzeichnen die Sprachkurse des Goethe-Instituts weltweit. 2015/16 lernten 234 000 Teilnehmer im Ausland, 37 900 Teilnehmer im Inland Deutsch. Ein Begriff, der ihnen dabei sicher unterkommt, macht Karriere: Angst. Im angloamerikanischen Sprachraum gibt es dieses Fremdwort schon lange. Nun haben europäische Kulturinstitute in Brüssel eine Tagung mit dem Titel „European Angst“ veranstaltet. Dabei ging es um wachsenden Nationalismus und Populismus. „Wenn die freiheitlichen Werte in Europa bedroht sind, muss das Goethe-Institut seinen Beitrag leisten, sie zu verteidigen.“

Das ist die Botschaft von Goethe-Präsident Klaus-Dieter Lehmann und Generalsekretär Johannes Ebert zum Jahresende. Das wird auch 2017 eines der Hauptthemen sein – die Freiheit der Kultur und Meinungsäußerung bewahren, wenn die Nachbarn zu Fremden werden, wie in England mit seinem europafeindlichem Kurs. Wie in Polen, wo über die Hälfte der Leiter der Kulturinstitute im Ausland gefeuert wurden. In Berlin hat es die Institutsleiterin Katarzyna Wielga-Skolimowska getroffen.

Man stelle sich vor: In über 80 (von insgesamt 159 Goethe-Niederlassungen in 98 Ländern) würde die Leitung ausgewechselt, weil einer neuen, rechtsgerichteten Bundesregierung die ganze liberal-globale Richtung nicht passt.

Trotz der verschärften Sicherheitslage in der Türkei oder Ägypten baut das Goethe-Institut sein Netz weiter aus. In Aserbaidschan und Armenien werden neue Niederlassungen eröffnet, und das Goethe- Anwesen an der Fifth Avenue in New York wird zur einer German Academy ausgebaut, mit Residenzen für Künstler und Intellektuelle, ähnlich wie in Istanbul (Tarabya), in Kyoto und im brasilianischen Salvador de Bahia. An der Wiedergewinnung der Thomas-Mann-Villa in Kalifornien als Künstlerort beteiligt sich das Goethe-Institut. Klaus-Dieter Lehmann spricht schon immer vom internationalen Netzwerk seiner Organisation. Ab sofort sollen die digitalen Angebote ausgebaut werden.

Wenn sie nicht existierte, müsste man so eine Einrichtung jetzt erfinden. In der Türkei, im Libanon, in Jordanien kümmern sich Goethe-Mitarbeiter um Flüchtlingskinder; da gibt es Sport- und Bildungsprojekte. Grundsätzlich sollen geschützte Freiräume geschaffen werden, ein eminent politisches Programm. Deshalb geraten Partner des Instituts in etlichen Ländern immer mehr in die Enge, weil die Regierungen die Gesetze für Kooperationen verschärfen. In Berlin ist das Programm „Die iranische Moderne“ angelaufen, auch wenn die Teheran-Ausstellung in den Sternen steht. Der Austausch bleibt schwierig. Deshalb bleibt er wichtig.

Zur Startseite