Dänen-Horror „When Animals Dream“: Ein Werwolf wird erwachsen
Nach Krimi aus Schweden gibt es nun Horror aus Dänemark: Jonas Alexander Arnby entwirft mit „When Animals Dream“ einmal keinen Werwolf-Fantasy-Kitsch, sondern rollt den Mythos neu auf.
Nachdem die höchst erfolgreichen Filme nach Stieg Larssons „Millennium“-Trilogie mit dem skandinavischen Noir-Krimi ein eigenes Subgenre herausgebildet haben, sucht und findet das nordische Kino nun auch einen originären, stilvollen Zugang zum Horrorfilm. Tomas Alfredsons eindringliches Vampir-Movie „So finster die Nacht“ machte vor sechs Jahren den Anfang; im Kinodebüt des dänischen Regisseurs Jonas Alexander Arnby findet es nun einen würdigen Nachfolger.
Sein Film „When Animals Dream“ spielt in einer kleinen Gemeinde Nordjütlands, wo Marie (Sonia Suhl) ihre Kindheit und Jugend verbringt. Die Mutter (Sonja Richter), seit Jahren schwer sediert im Rollstuhl, leidet an einer Krankheit, die in der Familie und im Dorf totgeschwiegen wird. Der Vater (Lars Mikkelsen) kümmert sich aufopferungsvoll um seine Frau und erträgt den Alltag mit stoischer Energie. Als Marie an ihrem Körper Veränderungen wahrnimmt, die über die pubertäre Norm hinausgehen, ahnt sie, dass die Krankheit ihrer Mutter auch in ihr stecken könnte. Der behaarte Leberfleck auf der Brust verheißt nichts Gutes.
"Twilight" 2.0
Eine Coming-of-Age-Geschichte unter verschärften Bedingungen erzählt Arnby – und ignoriert dabei alle Vampir- und Werwolf-Stereotypen, die das Kino seit „Twilight“ bevölkern. Ja, „When Animals Dream“ entwirft das exakte Gegenteil von Stephenie Meyers kitschigem Fantasy-Universum. Denn hier geht es nicht um den romantischen Triebstau, sondern um das Freilassen animalischer Energien und eine feministische Lesart des Werwolf-Mythos.
So reflektiert der Film metaphorisch die emotionalen und körperlichen Wandlungen auf dem Weg zum Erwachsenwerden und den restriktiven Umgang der Gesellschaft mit den Gefahren des Andersseins – dies alles vor der stimmungsvollen Kulisse, deren wechselnde Lichtverhältnisse und wilde Küste die Veränderungen, Ängste und Sehnsüchte der jungen Frau spiegeln. Die Gewalteffekte begrenzt Arnby auf kurze, scharf geschnittene Sequenzen. Hier geht es weniger um das Grauen selbst als um den Umgang der Menschen damit – und das ist ungleich aufregender als ausufernde Kunstblutorgien.
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