Museumsstreit: „Ein Neubau in fünf bis sechs Jahren“
Wer soll das bezahlen? Bernd Neumann äußert sich zur Debatte um die Gemäldegalerie, versichert, dass die Alten Meister nicht im Depot verschwinden und stellt zeitnah einen Neubau in Aussicht.
Neues Jahr, alte Debatten. Was der Berliner Kulturszene 2013 garantiert erhalten bleibt, ist der Streit um die Gemäldegalerie und die Zukunft der Staatlichen Museen. Kulturstaatsminister Bernd Neumann, der sich als oberster Dienstherr der Stiftung Preußischer Kulturbesitz in der Sache bislang erstaunlich zurückhielt, votiert zu Jahresbeginn für eine Lösung mit Rücksicht auf die alten Meister – wie eigentlich alle Beteiligten. „Die Sorge, die wertvollen Bestände der Gemäldegalerie könnten für Jahre im Depot verschwinden, ist unbegründet“, versicherte der CDU-Politiker nun im dpa-Gespräch.
In diesem Frühjahr soll eine Machbarkeitsstudie vorgestellt werden, die im Wesentlichen zwei Alternativen prüft. Entweder die jetzt in der Gemäldegalerie untergebrachten Werke von Rembrandt, Rubens, Botticelli, Vermeer etc. wandern vorübergehend ins Bode-Museum, bevor dort vis-a-vis ein Neubau errichtet wird. Für diese, auf dem Museums-Masterplan basierende Idee machen sich Hermann Parzinger als Chef der Preußen-Stiftung und Michael Eissenhauer als oberster Museumsdirektor stark. Geprüft wird auch eine andere Option: ein neues Haus für das Museum der Moderne am Kulturforum und der Verbleib der Altmeister in der Gemäldegalerie. „Ein faireres Verfahren gibt es nicht“, sagte Neumann. „Wir müssen das Ergebnis im Frühjahr abwarten. Wenn bei der Untersuchung die gemeinsame Präsentation von alten Meistern mit den Skulpturen des Bode-Museums präferiert wird, sollte der Umzug der Gemäldegalerie erst erfolgen, wenn ein neues Gebäude steht.“
Das klingt wie ein Friedensangebot: Bisher hatte die Preußenstiftung ein zwischenzeitliches Zusammenrücken der Gemälde mit den Skulpturen im Bode-Museum vorgeschlagen. Kritiker der Rochade befürchten deshalb, dass aus Platzgründen viele alte Meister über Jahre im Depot verschwinden werden.
Zur Frage, ob wiederum die klassische Moderne während der Sanierung der Neuen Nationalgalerie von 2015 bis mindestens 2018 im Depot verschwindet, wenn die Moderne nicht in die Gemäldegalerie wechseln kann, äußerte sich der Kulturstaatsminister nicht. Auslöser für die jüngsten Überlegungen zur Lösung des Platzproblems bei den Berliner Kunstschätzen war ja die angebotene Surrealisten-Schenkung des Sammler-Ehepaars Pietzsch, die ausreichend Platz in einer Galerie der Moderne voraussetzt. Neumann ist optimistisch und sieht keine Gefahr, dass die Pietzschens ihr Angebot in der Zwischenzeit zurücknehmen. Wenn es eine klare Grundsatzentscheidung gebe, „bin ich sicher, dass sie damit zufrieden sind“. Er hofft auf die zeitnahe Realisierung eines Neubaus, „nach Möglichkeit in fünf bis sechs Jahren“.
Wie ein Neubau – auf dem Kulturforum oder neben der Museumsinsel – jedoch so schnell finanziert werden kann, dazu äußerte sich der Kulturstaatsminister nicht. Dabei ist genau das die Crux: Der Bund investiert bereits große Summen in Berlins Museumslandschaft. Allein die Sanierung des Pergamonmuseums schlägt mit 385 Millionen Euro bis zum Jahr 2025 zu Buche; in drei Jahrzehnten gibt der Bund auf der Museumsinsel über eine Milliarde Euro aus. Ab 2015 oder sogar schon 2014 steht außerdem besagte Generalsanierung der Neuen Nationalgalerie auf dem Kalender, von der Schloss-Rekonstruktion mit dem Humboldt-Forum zu schweigen. Aber Neumann ist ja immer für Überraschungen in Gelddingen gut. Er war es schließlich, der die Debatte im Juni 2012 ausgelöst hatte – mit 10 Millionen Euro im Nachtragshaushalt für die Umrüstung der Gemäldegalerie zum Museum des 20. Jahrhunderts. Christiane Peitz
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