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Schwarzes Raku aus Japan, 19. Jahrhundert.
© Heinz-J. Theis

Asiatische Teekultur im Keramik-Museum: Ein Geschenk der Stille

Die asiatische Teekultur widmet jedem Detail meditative Aufmerksamkeit. Das Berliner Keramik-Museum präsentiert Kostbarkeiten aus verschiedenen Zeiten und Ländern.

Die japanische Teezeremonie ist eine Praxis der Stille. Im abgeschiedenen Gartenflügel des ältesten Hauses von Charlottenburg ist sie zu entdecken. Wo sich vor dem Zweiten Weltkrieg die Paare auf dem Parkett einer Tanzschule drehten, rankt nun wilder Wein an Ruinenmauern. Im Seitenkabinett hat das Keramik-Museum japanische Schalen in Glasvitrinen arrangiert. Spröde, isoliert wirken die Stücke. Doch dann entspinnen sich Verbindungen zwischen den Gefäßen. Manche der über 100 Unikate stammen aus der Momoyama-Zeit seit dem 17. Jahrhundert, einige aus China und Korea. Modern wirken sie alle.

Ihre Schlichtheit ist keine Attitüde. Hauchfeines oder grobmaschiges Krakelee belebt die Oberflächen. Blasen, Schrunden, Glasurschlieren dokumentieren die Unwägbarkeiten des Brennvorgangs und der Tonerde. Das Material und den Prozess nicht perfekt zu steuern, sondern noch im fertigen Gefäß lebendig zu erhalten, war das oberste Ziel der Altmeister dieser besonderen Keramik. Feldspatglasur, Ascheanflug, rotes Raku: Um die Erlesenheit der Stücke zu goutieren, braucht es eine fast snobistische Liebe zum scheinbar Kunstlosen. Da stehen dickwandige Schüsselchen von bräunlicher Farbe wie Heiligtümer auf edlen, gefalteten Brokattüchern. Die Aufbewahrungskästen sind oft ebenfalls betagt.

Jeder Handgriff, jedes Gerät ist von Belang

Tatsächlich widmet die Teezeremonie-Kultur, auch Teeweg genannt, ihre meditative Aufmerksamkeit selbst dem kleinsten Detail. Jeder Handgriff, jedes Gerät ist von Belang. Jahre braucht es, um diese vom Zen geprägte Ritualhandlung zu beherrschen: ein Geschenk der Stille und eine Performance des gelebten Augenblicks. Kein schnöder Schwarztee wird dann gebrüht, sondern fein pulverisierter Matcha von leuchtend schilfgrüner Farbe mit zierlichem Bambusbesen aufgeschäumt. Drei Berliner Laienkeramiker haben sich dieser meditativen Praxis verschrieben und wagen es, ihre Töpferschalen in respektvollem Abstand zu den Stücken der Altmeister zu präsentieren.

Stolz und Demut sind keine Gegensätze, sondern bedingen einander. Das lehren die teils jahrhundertealten, teils jungen Stücke dieser Schau. Für Liebhaber fernöstlicher Kunst ist sie ein Lichtblick, denn das Museum für Asiatische Kunst hat sich bis zur Eröffnung des Humboldt-Forums geschlossen. Ein 300 Mitglieder starker Förderverein hat die Ausstellung ermöglicht.

Sogar der berühmte Altmeister Ogata Kenzan ist mit einer Schale und bemalten Teedose vertreten. Auffallend himmelblau und mondweiß dagegen schimmern die Glasurschichten auf der Teeschale des 1981 geborenen Matsubayashi Yusuke aus Kyoto, Töpfer in der 16. Generation. Er nennt sein 2016 geschaffenes Stück „Beyond East and West“: Es entstand in der legendären Werkstatt von Bernard Leach in Cornwall, der in den zwanziger Jahren den ersten japanischen Brennofen im Westen anheizte.

Keramik-Museum, Schustehrusstr. 13, bis 7. August. Fr bis Mo 13–17 Uhr.

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