Der ganz große Aufmarsch blieb diesmal aus. Zwar stieß man auch bei der jüngsten Premiere im Theater am Kurfürstendamm mit Polit- und Kulturprominenz von Walter Momper über Grips-Intendant Volker Ludwig bis zu Doris Dörrie, Julia Jäger oder Nina Hoss zusammen. Aber verglichen mit der geballten Prominenz, die Katharina Thalbachs Inszenierung zuletzt zu einer Protestkundgebung gegen die Schließung der Ku’damm-Bühnen werden ließ, ging es jetzt bei Shelagh Stephensons Komödie „Gedächtnis des Wassers“ ruhig zu. Schließlich hatten die beiden Privattheater kürzlich erst zur Demonstration aufgerufen, um auf ihre Lage aufmerksam zu machen. Gespräche mit den Grundstückseigentümern, die die Theater einem Einkaufszentrum opfern wollen, haben kein Ergebnis gebracht.
„Gedächtnis des Wassers“ ist als weiblicher Humor-Konter zum gerade abgespielten „Männerhort“ angelegt. Statt vier populäre TV-Comedians führt das Komödienschicksal jetzt drei film- und fernsehbekannte Mittdreißigerinnen zusammen. Nach jahrelanger Abstinenz treffen sie als Schwestern zur Beerdigung ihrer Mutter wieder aufeinander. Und wie es das Komödienregelwerk will, ist jede anders aus der Art geschlagen. Die pragmatische Medizinerin Marie (Birge Schade) zieht sich mit Fachliteratur ins mütterliche Bett zurück, sinniert über ihre Kindheit und ihre Affäre mit einem verheirateten Mann und muss sich dabei leider auf einem einzigen Tonfall durch den ganzen Abend spielen.
Die keimfreie Teresa mit dem Bio- und Aggressionsunterdrückungsfimmel (Nele Mueller-Stöfen) fegt schon sechs Uhr morgens mit Chefsekretärinnen-Outfit und penetrantem Dauerlächeln durchs Haus, um Mamas Klamotten in Kleidersäcke fürs Rote Kreuz zu stopfen. Und die ausgeflippte Katharina (Anna Böttcher), die bereits als Teenager an einem Abend vier Flaschen Cidre in sich hinein schüttete und dann „den Fernseher voll kotzte“, kommt wie immer zu spät, hüpft dafür aber den Rest des Abends wie ein Gummibällchen über die Szene.
Das war’s im Prinzip. Denn alles, was der Dramatikerin Stephenson wie auch der Regie-Debütantin Petra Zieser im Folgenden einfällt, nährt leider nur den Verdacht, dass die meisten, die sich das anschauen, komödiantischere Biografien haben als die, die auf der Bühne so tun, als hätten sie welche. Dennoch: Vom Staub und Vorgestrigkeitsmief, der dem Genre gerne anhaftet, ist „Gedächtnis des Wassers“ weit entfernt. Der Intendant Martin Woelffer, der für eine gelungene Verjüngung und behutsame Intellektualisierung des Boulevards steht, bleibt also auf Kurs.
bis 30. April
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