Mr. Perfect: Dirigent Lorin Maazel wird 80 Jahre alt
Er war unter 30, als Berlin den Teufelsgeiger Lorin Maazel in der "Geschichte vom Soldaten" erlebte. Der geigende Dirigent, gern gesehener Gast beim Radio-Symphonie-Orchester bis zum Tod des großen Ferenc Fricsay, übernimmt 1964 dessen Amt. Zum Geburtstag.
Man liest schon aus den Namen der ersten beiden Chefdirigenten, wie der Senkrechtstart des 1946 gegründeten Orchesters (heute DSO) sich ereignet. In derselben Zeit wagt Intendant Sellner, den in Frankreich geborenen Amerikaner, dem umfassende Bühnenpraxis noch fehlt, auch noch zum Generalmusikdirektor der Deutschen Oper zu machen. Es wird eine Glanzzeit daraus für beide Institute. Maazel dirigiert alles, was Chefsache ist, Sellners „Ring“ in den Bildern von Wotruba, viel italienisches Fach und – als eher einsamen Ausflug in die Moderne – die Uraufführung von Dallapiccolas „Odysseus“.
Auch beim RSO, wo Maazel sich auf Bach, dann das klassische Repertoire bis zu Mahler konzentriert, funkeln seine Interpretationen mit Kontrolle und Feuer. Seine Ära ist von Virtuosität gezeichnet, aber auch unsentimentaler Analyse. Er ist Souverän der Technik, weshalb ihm nicht selten Pulttänze angekreidet werden, aber auch ein Musiker, der Intellekt mit Leidenschaft verbindet.
Bei den Berliner Philharmonikern in erster Reihe unter den „Kronprinzen“ der Karajan-Nachfolge gehandelt, trägt er an der Enttäuschung, dass Abbado ihm vorgezogen wird. Aber die Karriere läuft in hohen Ämtern weiter: Cleveland als Nachfolger von George Szell. Intermezzo an der Wiener Oper, Pittsburgh, am Ende erfolgreich in New York bis 2009.
Vor dieser Epoche aber wirkt er beim Bayerischen Rundfunk ein Jahrzehnt als Chefdirigent des Symphonieorchesters. Und die Münchner erinnern sich so dankbar daran, dass sie den Star, der heute seinen 80. Geburtstag feiert, gern wiederhätten: als neuen Chef der Münchner Philharmoniker, Ersatz für Christian Thielemann. Man ist „im Gespräch“ und Maazel nicht billig zu haben. Aber mit ihm könnte die Stadt zeigen, dass sie „gewillt ist, ihre Philharmoniker weiter in der allerersten Liga spielen zu lassen“.
Ein Schlüsselwerk in diesem Dirigentenleben, das gerade wegen seiner hochprofessionellen Möglichkeiten gefährdet ist, in Routine oder Unterkühlung zu geraten, ist der „Tristan“. Mit einer triumphalen Aufführung der Partitur hat der junge Maestro einst Berlin erobert. Und in Salzburg 2000 kehrt jene Faszination zurück: Lorin Maazel ist da wieder der Held des Wagner-Abends mit seiner Präsenz, Intensität ohne zirzensischen Aufwand, seiner klaren Konzeption, seiner Kopfarbeit. Sybill Mahlke
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