Ausstellung: Die Wucht der ungezügelten Bilder
Kurtisanen, Kriege und das Trauma Hiroshima: Das Wilhelm-Busch-Museum Hannover präsentiert japanische Holzschnitte und selten zu sehende Manga-Originale.
Der Manga „Barfuß durch Hiroshima“ ist ein Comic-Klassiker. Die Bildergeschichte von Keiji Nakazawa erzählt, wie der Junge Gen den Atombombenabwurf auf seine Heimatstadt 1945 überlebte. Als die Serie Anfang der 70er Jahre in Japan erschien, war sie eine Sensation – die japanische Gesellschaft hatte lange über das Trauma Hiroshima geschwiegen. Mehr als ein Jahr lang hat die Direktorin des Museums Wilhelm Busch, Gisela Vetter-Liebenow, mit dem Hiroshima Peace Memorial Museum verhandelt, um Originalzeichnungen für ihre Ausstellung in Hannover zu bekommen. „Bildrollen und Manga“ heißt die Schau, die vom vergangene Wochenende an bis zum 6. Januar zu sehen ist.
170 teils noch nie in Europa gezeigte Exponate geben einen faszinierenden Einblick in die Kulturgeschichte Japans vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Farbenprächtige Holzschnitte, etwa vom berühmten Katsushika Hokusai (1760-1849), zeigen Landschaften, Teehaus-Szenen sowie anmutige Kurtisanen.
Höhepunkt aber sind die in Vitrinen liegenden 30 Originalblätter aus der Serie „Barfuß durch Hiroshima“. Nach Museumsangaben sind sie erstmals außerhalb Japans ausgestellt. An der Wand hängen die entsprechenden Seiten aus der deutschen Ausgabe. Die Geschichte des Jungen berührt. Inmitten von Tod, Zerstörung und Leid enthält der Manga Friedensappelle. „Die Regierung will uns glauben lassen, dass wir den Krieg gewinnen, weil Koreaner und Chinesen dumm sind. Aber das sind Lügen, um die Japaner kriegswillig zu machen“, sagt ein Nachbar des kleinen Gen.
Das pazifistische Werk des 1939 geborenen Nakazawa beeindruckt umso mehr, weil es im krassen Gegensatz zu seinen Vorläufern steht. An der Wand gegenüber hängen vergrößerte Titelblätter des politischen Satire-Magazins „Manga“ aus den 40er Jahren. Die Karikaturen verunglimpfen die Feinde England und USA. Martialisch wirken die Darstellungen aus den japanischen Kriege gegen China und Russland in der Zeit um 1900. Die großformatigen Holzschnitte und Karikaturen von den Schlachtfeldern dienten vor allem der Propaganda.
Übersetzungen und Kommentare stammen von Ostasienwissenschaftlern der Ruhr-Universität Bochum. „Wir wollen die Besucher nicht mit den Bildern alleine lassen“, sagt Museumschefin Vetter-Liebenow. Ihr geht es darum zu zeigen, dass der Manga weit mehr ist als der Kulleraugen-Comic, mit dem er assoziiert wird. „Der Manga ist ein gesellschaftspolitisch wichtiges Medium.“ Der Begriff bedeute „ungezügeltes Bild“.
„Barfuß durch Hiroshima“ sei der Türöffner für den gedruckten japanischen Comic gewesen, sagt der Kunst- und Medienwissenschaftler Kai Gursky, der die Schau mitvorbereitet hat. „Heute ist der Manga ein weltweites Phänomen, die Urahnen und Vorreiter sind den jungen Lesern oft gar nicht bekannt.“
Weitere Informationen unter www.karikatur-museum.de.
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