Kultur: Die Vielseitige
Die Schauspielerin Rosemarie Fendel ist tot. Einen ihrer letzten großen Auftritte hatte sie im TV-Dreiteiler "Das Adlon". Im Kino spielte sie in "Ödipussi" und "Schtonk".
Einen ihrer letzten großen Auftritte hatte sie im dreiteiligen ZDF-Melodram „Das Adlon“. Nachdem der Zuschauer durch alle gefühligen Panoramen der Geschichten eines großen Hotels geführt worden war, sah man das Gesicht von Rosemarie Fendel in Großaufnahme. Sie spielte die gealterte Heldin, die laut Rolle alle diese Geschichten dem Fernsehen erzählt haben sollte – als dramaturgische Verklammerung der Adlon-Saga.
Aber Rosemarie Fendel fügte sich nicht in die Funktion einer Kehrauslady vom Dienst. Ihre Augen schienen dorthin zu blicken, wo das Fernsehen selten hinkommt, in die Abgrund des Unwiederbringlichen, in den Wahnsinn der Geschichte und was sie aus den Menschen macht. Der Zuschauer konnte aus ihren Zügen lesen: Das Leben ist viel mehr als ein TV-Movie. Nämlich viel Leid, aber auch Hoffnung.
Rosemarie Fendel hatte sich bis zuletzt eine geradezu sensationelle Leichtigkeit bewahrt. Da agierte nie ein selbstergriffenes Frauenwesen, kein Männer- und Familienopfer, keine Passionaria aus dem Reservoir der deutschen Fernsehmütter, sondern eine kluge, weiche, gelassene, aber stets souveräne Frau. Kein Seniorengejammere, kein Bad in Verbitterung. Dafür Charme bis ans Ende.
Die 1927 bei Koblenz geborene Studienratstochter durchlief eine veritable Theaterausbildung. Münchner Kammerspiele, 1953 Berufung an Düsseldorfer Schauspielhaus durch Gründgens. An den Städtischen Bühnen begegnete sie ihrem späteren Lebensgefährten Johannes Schaaf. Aus der Ehe mit dem Schauspieler Hans von Borsody (1955-1962) ging ihre Tochter Suzanne hervor, die später auch eine große Karriere machte.
Das Fernsehen kam wie selbstverständlich. Fendel war für einen neuen, beweglichen Frauentyp geeignet. Als Gattin von Herbert Keller (Erik Ode) in der Krimiserie „Der Kommissar“ trat sie zwar nur selten auf und stand bald nur noch als Foto auf seinem Schreibtisch. Aber dann brachte sie es auf über hundert Fernsehproduktionen. Sie inszenierte, schrieb ein Drehbuch, synchronisierte Stars wie Elizabeth Taylor oder Sophia Loren.
Sternstunden des Fernsehens waren die Stücke, in denen sie mit ihrer Tochter Suzanna zu sehen war („Mensch Mutter“, 2004). Familienintimität wurde großes Theater und als Zeichen für Zuneigung über die Generationsgrenze erkennbar. Diese Frau war viel zu weise, um gesellschaftlichen Kriegen ihr Gesicht zu geben. Jetzt ist sie mit 85 Jahren gestorben. Wenn man sagt, sie wird fehlen, ist das keine Floskel, sondern die Wahrheit.
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