Kommentar zu den Oscars 2020: Die Rolle der Moderatoren wird überschätzt
Der Sender ABC hat angekündigt, dass die diesjährige Oscar-Zeremonie wieder ohne Gastgeber stattfindet. Eine gute Entscheidung.
Manchmal muss man auch aus einem Skandal das Beste machen. Als im Dezember 2018 der Stand-up-Comedian Kevin Hart seine Moderation der Oscar-Verleihung 2019 absagte, stand die Academy of Motion Picture Arts and Sciences plötzlich ohne Gastgeber dar. Obwohl der Job lange Zeit zu den begehrtesten, allerdings auch schwierigsten in der Branche gehört. Hart hatte sich mit homophoben "Witzen" in den nuller Jahren Kritik nicht nur aus der LGBTQ-Community eingehandelt. Weil er sich für seine Sprüche nicht entschuldigen wollte, kam er vermutlich einer Ausladung zuvor.
Dass am Mittwoch die ABC-Senderchefin Karey Burke ankündigte, die Oscar-Zeremonie am 9. Februar 2020 werde erneut ohne Moderator über die Bühne gehen, ist da eigentlich eine gute Nachricht. Selbst Skeptiker mussten im vergangenen Jahr einsehen, dass niemand die müde Moderation eines eingeschüchterten Gastgebers vermisst habe. Die Academy und der Sender ABC, der die Oscars traditionell überträgt, haben noch jeden Komiker klein gekriegt.
Man erinnere sich nur an die harmlose Moderation von Chris Rock 2016 - trotz einer schwelenden OscarsSoWhite-Debatte -, an das blasse Duo James Franco and Anne Hathaway 2011 oder zuletzt den handzahmen Talkshow-Host Jimmy Kimmel, der in seiner Late-Night-Show sonst zu den schärfsten Politkommentatoren im US-Fernsehen gehört. Bei den Oscars will sich Hollywood im besten Licht darstellen, da stört ein kritischer oder gar aufmüpfiger Moderator wie Ricky Gervais bei den Golden Globes nur. Also ist es nur konsequent, gleich ganz auf einen Pausenclown zu verzichten.
Die Suche nach Gastgebern wird schwieriger
Die Oscars 2019 waren in der leicht gestrafften Version, obwohl nur unwesentlich kürzer, deutlich kurzweiliger als die Vorgänger. Doch abgesehen von der Tatsache, dass auch in Hollywood das alte Showbiz-Motto "If it is not broke, don't fix it" gilt, könnte es auch andere Gründe dafür geben, dass die Suche nach einem Gastgeber in den vergangenen Jahren schwieriger geworden ist. Die Branche ist nach OscarsSoWhite- und MeToo-Skandalen vorsichtiger geworden, Regisseur Todd Phillips, der in diesem Jahr mit "Joker" zum Favoritenkreis gehört, hatte sich zuletzt darüber beschwert, dass in Hollywood eine "politisch-korrekte" Humorpolizei unterwegs sei.
Hart war nicht der erste Oscar-Offizielle, der wegen homophober-Sprüche abtreten musste. 2012 wurde der Zeremonie-Showrunner Brett Ratner, gegen den später auch Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs laut wurden, wegen schwulenfeindlicher Sprüche kurzfristig seines Amtes enthoben, Moderator Eddie Murphy trat aus Solidarität ebenfalls zurück. Vielleicht wäre in Zeiten von MeToo zur Abwechslung auch mal wieder eine Moderatorin eine Lösung. Zuletzt gab Ellen DeGeneres 2014 die Gastgeberin. Aber so lange die Academy ihre Prozedur nicht völlig neu überdenkt, ist der Job nicht sonderlich begehrt. Für die Zuschauer ist das erst mal eine gute Nachricht.
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