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Liam Gallagher im C-Club
© dpa

Liam Gallagher und Beady Eye im C-Club: Die neue Sanftmut

Britpop in Bestform: Bei seinem Auftritt im C-Club war Liam Gallagher noch nie so nett - aber auch noch nie so gut.

Seltsames war zuletzt zu hören über Liam Gallagher, von neuartiger Freundlichkeit war die Rede, und der „Guardian“ sorgte sich sogar, ob der Ex-Oasis-Sänger, doch eigentlich gesegnet mit der coolsten Aggressivität des Britpop ever, womöglich in seiner Rolle als älter werdender Alleinverantwortlicher für seine Band Beady Eye unterwürfig geworden sei. Ein Anlass für derartig düstere Gedanken war der Überraschungsauftritt Gallaghers beim Glastonbury-Festival vor ein paar Tagen.

Mit Oasis kam er hier einst als letzter Act auf die Bühne, diesmal durfte er nur den Wecker spielen, morgens um elf. „You’ve been amazing“, hatte der die spärlichen Frühaufsteher umschmeichelt. Welch ein Kontrast zu früher, welch ein Kontrast auch zu seinem letzten Auftritt in Berlin vor knapp zwei Jahren, als er, nach einem Bierbecherwurf in seine Richtung, eine Stunde lang ins Publikum stierte, um den Provokateur zu identifizieren, jederzeit bereit zum Sprung.

Diesmal, im kleinen C-Club, springt Liam gleich zu Beginn von der Bühne – aber nur, um ein paar Fans zu begrüßen. Geradezu gesprächig gibt er sich („Hello Berlin, how are you“), und dann meint man ihn gar kurz lächeln zu sehen. So nett war er noch nie – aber auch selten so gut.

Beady Eye, das sind, von der Besetzung her und auch vom Sound, im Prinzip Oasis minus Liams Bruder Noel. Nach dem Split der Brüder und damit der Band lautete eine Spekulation, Liam würde weitermachen unter dem Namen Oasis 2.0. Mit dem neuen, zweiten Album „BE“ und mit Auftritten wie jetzt im C-Club aber zeigt sich: Beady Eye sind eher Oasis 1.0, eine Analogie auf die frühe Vergangenheit, trotz – oder vielleicht auch wegen – zuweilen gewaltiger Synthiebläser wie bei „Flick Of The Finger“, Opener von Album und Konzert.

Zwei Oasis-Klassiker aus dem Frühwerk fügen sich ein in die 17 Songs und ragen dennoch heraus, „Rock ’n’ Roll Star“ und „Morning Glory“. Und bei der Sieben-Minuten-Hymne „Wigwam“ vom Debüt „Different Gear, Still Speeding“, hier das Finale nach knapp anderthalb Stunden, hat Liam Gallagher auch endlich das Mikro so weit nach oben geschraubt, dass er – wie sonst immer – nach oben singen kann, die Knie leicht gebeugt, die Hände hinter dem Rücken, dann ausgebreitet, den schmalen, dunkelmattroten Blouson hoch geschlossen. „You’ve been amazing – but not as good as us“, hatte er am Ende in Glastonbury gerufen, um dann doch jeden Zweifel an seiner Großartigkeit zu zerstreuen. In Berlin geht Liam Gallagher ohne abschließende Worte. Er ist auch so zu verstehen.

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