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2002 bekam Caterina Valente den Echo für ihr Lebenswerk.
© dapd

Caterina Valente zum 80.: Die Königin

Caterina Valente ist der größte musikalische Weltstar, den Deutschland nach dem Krieg hervorgebracht hat. Am Freitag feiert sie ihren achtzigsten Geburtstag.

Was für eine Stimme, welch ein Strahlen. Sie sitzt mit übereinandergeschlagenen Beinen am Bühnenrand, zupft auf der Akustikgitarre und beginnt in den Begrüßungsapplaus hinein zu scatten. Aus den Silben wachsen Worte, ein Bossa Nova über die Liebe als Verschwörungskunst. „Let them have their cars, their fancy clothes and bars / I need only you and I.“ Auf Autos und Luxus kann ein Liebespaar gerne verzichten, alles, was es braucht, ist Zweisamkeit.

„Ladies and Gentlemen: Caterina Valente“, säuselt die Stimme des Moderators. Der Auftritt der Sängerin in der Fernsehshow von Perry Como – zu finden bei YouTube – ist das Dokument eines Triumphes und einer Pioniertat. Die Valente war in Amerika ein Star, seit sie dort 1955 mit „Malaguena“ und „The Breeze and I“ die Spitze der Charts eroberte. Und sie war die erste Künstlerin, die Bossa-Nova-Songs in die USA brachte – wie das von Carlos Lyra komponierte „You And I“. 1963 produzierte sie sogar ein ganzes Album in Brasilien – auf Portugiesisch.

Caterina Valente ist der größte musikalische Weltstar, den Deutschland nach dem Krieg hervorgebracht hat. Sie hat 1500 Lieder in 13 Sprachen aufgenommen, trat im ausverkauften „Desert Inn“ in Las Vegas auf, hatte eine eigene Fernsehshow im amerikanischen Fernsehen, arbeitete mit Bing Crosby, Sammy Davis Jr. und Dean Martin, wurde von Jerry Lewis als „Malaguena-Girl“ parodiert. Die Bodenhaftung hat sie trotzdem nie verloren. „Ich habe mich nie für eine große Künstlerin gehalten“, sagte sie 2003 in einem Interview. Kunst ist für sie ein Handwerk, das vor allem eins verlangt: Disziplin. Valente, am 14. Januar 1931 in Paris geboren, ist ein Artistenkind. Ihr Vater, ein Spanier, war als Akkordeonist ein Varieté-Star, die Mutter, eine Italienerin, galt als weltweit bester weiblicher Clown. Die Tochter trat schon als Fünfjährige mit ihren Geschwistern auf, tanzte, jonglierte, blödelte und entdeckte nach dem Krieg ihre Liebe zum Jazz.

„Eine reizende, unkomplizierte junge Frau mit schwarzen Zottelhaaren“, schrieb der Tagesspiegel 1955 über sie. „Das Bunte, Schnelle und das Häusliche ihres Wesens sind nicht fremd miteinander.“ Im Deutschland der Adenauer-Ära hat man die Valente zur „Katrin“ verniedlicht. Ihre größter Hit hieß „Wo meine Sonne scheint“ und war eine Coverversion von Harry Belafontes „Island in the Sun“. Sie sang „Ganz Paris träumt von der Liebe“ oder „Komm ein bisschen mit nach Italien“ und wurde zu einer Reiseführerin, die ihre Zuhörer gewissermaßen an die Hand nahm und ihnen demonstrierte, dass es eine Welt jenseits der eigenen Grenzen gab.

Ihr letztes Konzert gab Caterina Valente 1996 in der Leipziger Oper, 2003 hat sie im italienischen Fernsehen überraschend ein Duett mit ihrem Sohn Eric van Aro Jr. gesungen. Danach zog sie sich konsequent zurück. „Ich erfreue mich bester körperlicher und geistiger Gesundheit“, hat sie den Fans vor kurzem auf ihrer Website versichert. Und natürlich werde sie heute ihren 80. Geburtstag feiern, „ganz privat“. Christian Schröder

Das Berliner Tipi am Kanzleramt lädt am heutigen Freitag um 20 Uhr zu einer Caterina-Valente-Hommage, bei der Künstler wie Cora Frost, Rolf Kühn, Mary Roos und Artur „Atze“ und Sharon Brauner jeweils eins ihrer Lieder interpretieren.

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